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Schlaflose Nächte

Schlaflose Nächte

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Es war ein langer und anstrengender Tag für Jane gewesen. Als sie endlich in ihr Bett kroch, schaltete sie das Nachtlicht ein und richtete den Blick auf die digitalen Zahlen ihres Weckers – 23:43. Sie seufzte und rollte sich auf die Seite, die Augen fest geschlossen, in der Hoffnung, in den nächsten Atemzügen einzuschlafen. Stattdessen spürte sie nur die wachsende inwendige Unruhe, die sie erbarmungslos wach hielt.

Nachdem sie scheinbar stundenlang im Dunkeln gelegen hatte und einfach keinen Schlaf fand, beschloss sie, aufzustehen und etwas zu trinken. Der Blick zur Uhr verriet ihr, es war genau ein Uhr morgens. Sie stieg aus dem Bett und schlurfte zur Küche, wo sie sich ein Glas Wasser einschenkte und es in schluckweisen trank. Mit leerem Glas kehrte sie ins Schlafzimmer zurück und kroch wieder unter die warme Decke.

Alles war ruhig und still. Dann hörte sie es – das Flüstern. Es klang, als stammte es von draußen, aber es war so leise und undeutlich, dass sie es kaum identifizieren konnte. Jane zog die Bettdecke enger um ihren Körper und schloss die Augen, in der Hoffnung, das Geräusch zu ignorieren.

Das Flüstern wurde lauter. Es klang, als ob es näher kam, erst unterschwellig, dann hartnäckiger, eindringlicher. Janes Herz raste. Sie setzte sich im Bett auf und lauschte, als das Flüstern plötzlich aufhörte.

Die Stille schien zu verschlingen, jedes Geräusch, jede Bewegung. Dann konnten ihre Augen plötzlich eine dunkle Silhouette am Fußende ihres Bettes ausmachen. Eine Silhouette, die sich langsam zu ihr bewegte.

Sie konnte keinen Schrei ausstoßen, kein Wort hervorbringen. Die Schreckstarre beherrschte sie, während die dunkle Gestalt immer näher kam. Plötzlich waren die Zahlen auf ihrem Wecker wieder klar und deutlich zu sehen – 03:33 Uhr. In diesem Moment legte sich eine kalte Hand auf ihr Bein.

Die Morgendämmerung brach an und das Malheur nahm ein abruptes Ende. Jane atmete aus, ihr Zittern nahm stagnierte. Die Silhouette verschwand, ebenso wie das unheimliche Flüstern, das sie bis vor wenigen Minuten noch gequält hatte. Sie lag reglos da, während die Sonnenstrahlen allmählich ihr Zimmer erhellten.

Die Tage vergingen und jede Nacht war gleich – das nächtliche Flüstern, die Silhouette, die sie bis zur Morgendämmerung besuchte. Sie fand nie einen Schlaf, stattdessen waren es endlose Nächte voller Angst und Schrecken.

Die Erschöpfung färbte bald auf ihren Alltag ab. Ihre Augen waren dunkel umrandet, ihre Haut fahl und sie konnte ihre täglichen Aktivitäten kaum noch ohne ständige Unterbrechungen durchhalten. Ihre Freunde bemerkten die Veränderung, aber Jane konnte es kaum erklären. Wie könnte sie? Wer würde ihr glauben?

Sie war gefangen in schlaflosen Nächten, ohne Hoffnung auf ein Ende. Die dunkle Silhouette, das nächtliche Flüstern, es ließ sie nie los. Sie wurde zu ihrem ständigen Begleiter, zu ihrer unausgesprochenen Geißel. Und jede Nacht um 03:33 Uhr griff die kalte Hand nach ihr, bis die Sonne erneut aufging. Der endlose Teufelskreis ihrer schlaflosen Nächte.

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