Mitten in einer Nacht schwächerer Laternenbeleuchtung, war Malia, eine 17-jährige Studentin auf dem Weg nach Hause. Sie nahm zum ersten Mal den Schleichweg durch einen Baukomplex, um einige Minuten ihrer täglichen Pendelstrecke einzusparen. Durch ihren Kopfhörer drangen die surrenden Klänge ihrer Lieblingsmusik, Balm for a lonely Soul.
Plötzlich fiel der Musikton aus, und das grelle Licht ihres Handys erlosch abrupt, als ob die Batterie plötzlich entladen wäre. In der Dunkelheit konnte sie gerade noch die Umrisse der nahegelegenen Gebäude erkennen, und die Schatten, die sie in verschiedenen Formen und Größen bildeten. Doch etwas stimmte nicht. Die Schatten bewegten sich. Sie neigten sich und drehten sich und formten eigenartige Gestalten, als wären sie lebendig. Doch das war nicht das beängstigendste. Sie konnte sehen – fühlen, dass die Schatten sie beobachteten.
Sie begann schneller zu laufen, der kalte Schweiß tropfte ihr vom Gesicht, und sie konnte ihren rasenden Herzschlag in den Ohren hören. Sie stolperte mehrmals, kam wieder auf die Beine und rannte weiter, einzig und allein vom Instinkt geleitet. Die Schatten waren immer noch hinter ihr, sie folgten ihr, nahmen Gestalt an und streckten ihre schwarzschattigen Arme nach ihr aus, als wären sie am Verhungern und sie ihre einzige Rettung.
Malia stolperte erneut, dieses Mal konnte sie nicht aufstehen. Die Dunkelheit um sie herum fing an, sich zu verdichten. Panisch fing sie an, sich auf Händen und Knien fortzubewegen, ihre Knie schürfte sie dabei auf dem rauen Beton auf. Und während die Schatten immer näher kamen, kam auch die Erkenntnis. Es ging nicht darum, vor den Schatten wegzulaufen. Es war darum, sie anzunehmen.
Mit dieser Erkenntnis begann sie, ihren Verstand zu fokussieren. Sie schloss die Augen, atmete tief ein und aus, und stellte sich vor, wie das Licht in ihr aufflammte, die Dunkelheit in ihrer Seele vertrieb und diese rätselhaften Schatten einschloss. Sie konnte spüren, wie die Dunkelheit zurücktrat, und als sie schließlich die Augen öffnete, waren die Schatten verschwunden. Sie waren ein Teil von ihr geworden, ein Teil, den sie akzeptiert hatte.
Malia konnte den Baukomplex schließlich verlassen, körperlich geschwächt, aber geistig gestärkt. Die Straßenlaternen flackerten wieder auf, und die Dunkelheit flüchtete, als das Licht wieder die Oberhand gewann. Die Schatten waren immer noch da, überall um sie herum. Was sich jedoch verändert hatte, war ihre Wahrnehmung von ihnen. Sie waren nicht mehr nur dunkle Bereiche, sie waren lebendig, und sie waren ein Teil von ihr.
Zu Hause betrat Sie den stillen Raum, spürte die Blicke der Schatten auf ihr ruhen und lächelte. Malia entsperrte ihr Smartphone, die Batterieanzeige zeigte wieder volle Leistung, und die Musik begann erneut zu spielen. Sie hätte nie gedacht, dass sie die Dunkelheit umarmen würde. Jetzt tat sie genau das.
Eine kurze Notiz: Die Dunkelheit ist nicht zu fürchten, sie ist zu verstehen. Die Schatten sind nicht nur Schatten; sie sind die Verzerrungen unserer Ängste und Unsicherheiten, die nur durch Akzeptanz verschwinden. Wie viel Dunkelheit könnten wir aus der Welt entfernen, wenn wir nur aufhören würden, vor unseren Schatten wegzulaufen?