jeden Tag eine Geschichte
Geisterzug ins Jenseits

Geisterzug ins Jenseits

In der kleinen Stadt Dartmoor existiert eine alte Legende. Sie handelt von einem geheimnisvollen, unsichtbaren Zug, der pünktlich um Mitternacht auf den stillgelegten Gleisen am Stadtrand vorbeifährt.

Jim, ein rebellischer Teenager und seine neugierigen Freunde, Lilly und Max, beschlossen eines Nachts, die Wahrheit hinter dieser Legende herauszufinden. Sie trafen sich um Mitternacht an den stillgelegten Gleisen. Die Jugendlichen, ausgestattet mit Taschenlampen, Kameras und voller Mut, warteten gespannt auf den Geisterzug.

Die Minuten vergingen, die Uhr schlug Mitternacht und nichts passierte. Sie lachten und machten Witze über die Potenz der fiktiven Geister. Kurz bevor sie das Resignieren wollten, resonierten plötzlich die Gleise. Ein fernes Pfeifen erfüllte die stille Nacht und das Licht einer Lokomotive brach durch die Dunkelheit. Die Jugendlichen erstarrten, als sie das Spektrum das Gleis betrachten sahen.

Es war ein alter Dampfzug, teilweise transparent und mit einem schaurigen, blaustichigen Leuchten. Und es hatte Passagiere. Viele, viele Passagiere. Menschen in alten Kleidern, in Militäruniformen, in Ballkleidern, Kinder, Alte, Junge. Ein Potpourri außergewöhnlicher Wesenheiten. Sie standen reglos, blickten ins Leere und schienen den Jugendlichen nicht zu bemerken.

Jim, der Gefahrensucher, zog Lilly und Max mit sich auf die Gleise. Sie machten Fotos und versuchten, den Zug zu berühren. Ihre Hände gingen mühelos durch die transparenten Wände und sie spürten dabei eine Eiseskälte. Es war unheimlich und aufregend zugleich. „Wir haben es geschafft!“, rief Jim eifrig aus.

Aber da passierte etwas Seltsames. Die Passanten im Zug begannen sie anzusehen. Ihre leeren Augen und losem Mundbewegungen ließen es so aussehen, als würden sie sprechen oder gar schreien. Aber es kam kein Ton. Die Eiseskälte um sie herum verdichtete sich und ließ alles noch unheimlicher werden.

Plötzlich streckte eine der transparenten, alten Damen in dem Zug eine Hand aus und berührte Jim am Arm. Ein Schaudern ging durch ihn hindurch und bevor er reagieren konnte, sah Jim sich selbst im Zug stehen. Dort, wo eben noch die alte Dame gestanden hatte. Er drehte sich um und sah, wie seine Freunde entsetzt von der Seite zusahen.

Eine panische Angst erfüllte ihn, als er durch seinen eigenen Körper hindurchging. Wie ein Phantom. Die anderen Passanten starrten ihn nun an, wie sie zuvor die alte Dame angestarrt hatten. Er wollte schreien, rennen, etwas tun, aber er konnte sich nicht bewegen. Die Welt außerhalb des Zuges verschwamm und die letzten Worte, die er von Lilly und Max hörte, waren ihr verzweifeltes Flüstern: „Jim? Wo bist du?“

Als die beiden Jugendlichen am nächsten Tag die Polizei zu den Gleisen führten, gab es keinen Hinweis auf den Zug oder den Verbleib von Jim. Die Fotos auf der Kamera zeigten nur den alten Dampfzug, die Passagiere und Jim, der völlig aus dem nichts im Zug zu sehen war. Es blieb nur das Rätsel um Jim und die Horror-Legende, die wahrer war, als sie sich jemals hätten vorstellen können. Der Geisterzug hatte seinen Passagier ins Jenseits gebracht.

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