jeden Tag eine Geschichte
Geister der Kälte

Geister der Kälte

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Es begann alles an einem bitterkalten Winterabend. Schneeflocken tanzten gemächlich vom Himmel, während sie ihre Gesichter in voluminösen Schals vergraben hielten. Elsie, Jonathan und Mark, Freunde seit der Kindheit, trafen sich wie jedes Wochenende in ihrer alten, verlassenen Schule. Sie teilten eine Faszination für das Unerklärliche.

Sie traten durch die kratzige, hölzerne Doppeltür des Gebäudes, ihre Atemwolken lösten sich in der eisigen Luft auf, die ihnen entgegen schlug. Elsie zog die Taschenlampe aus ihrem Rucksack und shine in das Dunkel des Korridors. Die flackernden Schatten ließen die allzu vertrauten Wände gruselig und fremd erscheinen.

Bei ihren Erkundungstouren war noch nie wirklich etwas passiert. Sie glaubten, die verlassene Schule wäre lediglich ein Ort, der sich über die Jahre hinweg mit Geistergeschichten und irrationalen Ängsten gefüllt hatte. Bis zu dieser Nacht.

Als sie den Korridor entlangschritten, hielten sie ihre Taschenlampen auf eine Reihe von angefrorenen Fußabdrücken gerichtet, die durch den Schnee hinunter zum Keller der Schule gingen. Sie lauschten dem pfeifenden Wind oder war es erstirnendes Flüstern in der Dunkelheit?

Wie hypnotisiert folgten sie den stetig mit Schnee bedeckten Fußabdrücken in den Keller. Schlimmer wurde es noch, als sie feststellten, dass sie die Fußabdrücke nicht nur fanden, sondern sie sich ständig bildeten, aus dem Nichts, fast schon ungeduldig. Ganze Sätze schienen im Schnee und Frost vor ihnen zu entstehen, die Botschaften immer drängender: „Kalt…“ und schließlich „Hilfe.“

Mark, immer der Mutigste und oft der Unvorsichtigste, bahnte sich den Weg nach vorne. In der Dunkelheit hinunter, von Kälte umzingelt, bemerkten sie kaum, dass Mark langsam von seiner eigenen Atemwolke verschluckt wurde. Als sie endlich die Taschenlampe auf ihn richteten, war Mark weg.

Verschwunden in der klirrenden Kälte und der Dunkelheit, die immer gruseliger wurde, als sie bemerkten, dass die Fußabdrücke endeten und die Inschriften aufhörten. An marks Stelle blieben nur seine Schuhe und die Botschaft: „So kalt“.

Elsie und Jonathan flohen aus dem Keller und der Schule, ihre Schreie wurden vom schneidenden Wind verschluckt. Sie fanden nie heraus, was mit Mark geschehen war und konnten in der folgenden Zeit keine Worte finden um es zu beschreiben.

Aus ihrer Unfähigkeit zu verstehen und der verzehrenden Kälte, die sie immer umkreiste, sympathisierten sie still mit den verschwundenen Geistern. Waren es ihre alten Schulkameraden oder war es Mark selbst, gefangen in der tödlichen Kälte der Ewigkeit?

Mark wurde nie gefunden. Es war, als hätte das Eis ihn geschluckt und seinen Geist mit dem der schneidenden Winterwinde vermischt. Bis heute tauchen in bitteren Winternächten unerklärliche, frostbedeckte Fußabdrücke und gefrorene Nachrichten in der verlassenen Schule auf, als ein Tummelplatz für die Geister der Kälte.

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