jeden Tag eine Geschichte
Flüsternde Mauern

Flüsternde Mauern

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Jacob, ein designverliebter Anfangszwanziger, hatte seine hochmoderne Loft-Wohnung in einem alten, renovierten Fabrikgebäude gefunden. Das Gebäude verfügte über wunderschön hohe Decken, freiliegende Ziegelwände und riesige Fenster, die Unmengen an natürlichem Licht hereinließen.

Das erste, was ihm allerdings auffiel, als er das Gebäude besichtigte, war etwas, das nichts mit dem Design zu tun hatte. Er konnte ein flüstern hören, aber es war niemand da außer ihm und dem Makler. Das Flüstern schien durch die Wände zu kommen, daher nahm er an, es seien die Nachbarn.

Als er eingezogen war und die ersten Nächte im neuen Zuhause verbrachte, bemerkte er, dass das Flüstern nicht aufhörte. Egal ob Tag oder Nacht, es schien immer da zu sein. Der Lärm der Stadt konnte es manchmal übertönen, aber besonders nachts, wenn alles still war, konnte er es deutlich hören.

In den Wänden seiner hochmodernen Loft-Wohnung konnte er Stimmen wahrnehmen. Unverständliche Flüstern schienen langsam die herrliche Stille der Nacht zu durchdringen und förderten Jacobs Unruhe. Gewiss, es waren alte Mauern, aber sie sollten doch nicht flüstern.

Er dachte, er müsse sich das einbilden. Vielleicht war es das alte Gebäude, das leise knarrte und ächzte. Aber je mehr er darauf achtete, desto deutlicher konnte er es hören. Es waren keine einfachen Geräusche. Es waren Stimmen.

Verängstigt und desorientiert wendete sich Jacob an einen Paranormalen Ermittler. Ein Mann namens Damien, fesch und mit einem Ausdruck von misstrauischer Genauigkeit in den tiefen blauen Augen, besuchte das Loft. Er verbrachte Stunden darin, lauschte den Wänden und nutzte ausgefallene Geräte.

Damien gab ihm eine alarmierende Nachricht: „Deine Wände flüstern, Jacob. Es sind keine Geister, nein. Das ist etwas… älteres. Die Wände dieses Gebäudes haben gesehen, gehört und gefühlt. Sie haben die Angst, die Freude, die Liebe und den Hass von Generationen in sich aufgenommen. Und jetzt geben sie all diese Emotionen und Geschichten zurück. Dein Heim… es lebt, auf seine Weise.“

Jacob war verwirrt, schockiert. Er konnte sich nicht vorstellen, was das bedeuten könnte. Doch im Laufe der Zeit lernte er, mit dem wispernden Gemurmel seiner Wände zu leben. Sie wurden ein Teil seines Lebens, eine ständige Präsenz, eine Erinnerung an all die Leben, die diese Wände gesehen hatten.

Und manchmal, wenn Jacob nachts im Stillen zuhörte, konnte er Geschichten hören. Geschichten von Liebe und Verlust, von Freude und Trauer, von Hoffnung und Verzweiflung. Die flüsternden Mauern waren stille Zeugen der Zeit und trugen das Echo unzähliger Geschichten in sich.

Und wenn die Mitternachtssonne den Raum in ein tiefblau badete, und der Wind sanft durch die großen Fenster pfiff, war es fast so, als ob die Wände ihm eine gute Nacht wünschten. Die flüsternden Mauern machten aus seiner Wohnung nicht nur ein Zuhause, sondern auch einen Ort des Lebens, der Erinnerungen und der Geschichten.

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