jeden Tag eine Geschichte
Die Augen im Dunkeln

Die Augen im Dunkeln

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Es war ein gewöhnlicher Abend in Emmas Wohnung in der Stadt. Sie saß auf ihrer altmodischen ledernen Couch, in eine Decke gewickelt und schaute ihre Lieblingsserie auf Netflix an. Alles war ruhig, bis ein plötzliches Fiepen ihr die Luft abgeschnitten hat. Es war ihre blinkende Überwachungskamera. Natürlich ignorierte sie es zunächst, schließlich war es ein gewöhnliches Ereignis im Leben einer modernen Wohnungsinhaberin. Das hochmoderne Gerät spielte manchmal verrückt.

Aber das Fiepen hörte nicht auf. Emma seufzte und schleppte sich schließlich zum Monitor, um das Problem zu beheben. Der Bildschirm zeigte ihr einen unscharfen grauen Kreis, der durch einen Scheinwerfer hervorgehoben wurde. Sie runzelte die Stirn. Die Kamera blickte direkt auf den leeren Parkplatz vor ihrem Gebäude, aber es gab keinen Wagen oder Menschen, nur eine Reihe von dunklen Schatten, die von den geparkten Autos und den umliegenden Bäumen geworfen wurden.

Als sie auf den Bildschirm starrte, fiel ihr auf, dass ein Paar dieser Schatten sich bewegte, höher wogten als die anderen. Genauer hinschauend wurden die Schatten größer, sie rückten näher. Lag es nur an ihrer Fantasie oder sahen die Schatten aus wie Augen? Große, schreckliche Augen, die aus der Dunkelheit stierten. Emma fühlte eine eiskalte Gänsehaut über ihren Rücken kriechen. Sie schüttelte ihren Kopf, versuchte, ihre wachsende Angst zu verdrängen. Es musste eine Erklärung dafür geben. Irgendein technischer Fehler. Irgendein Spiel des Lichts.

Sie entfernte sich wieder vom Bildschirm, versuchte, ihre aufgewühlten Emotionen zu beruhigen, ihre Augen auf die beruhigende Routine ihrer Serie zu richten. Nur noch eine Fehlfunktion. Nur noch eine Illusion. Jedes Mal, wenn sie davon überzeugt war, hörte sie das anhaltende Piepen der Kamera, die sie wieder in die kalte Realität zurückholte.

Emma musste sich eingestehen, Angst zu haben. Die Augen waren immer noch da und sie schienen sie anzusehen. Alles in ihr schrie, dass sie die Blenden herunterziehen und die Tür verriegeln sollte, aber etwas hielt sie davon ab. Etwas Übernatürliches. Sie konnte nicht umhin, sich zu fragen, was passierte, wenn sie es tat. Würden die Augen verschwinden oder würden sie näher kommen?

Praktisch in Trance trat sie an ihr Fenster und riskierte einen Blick nach draußen. Ihr Herz pochte wie wild gegen ihre Brustwand, als sie bemerkte, dass keine Schatten zu den Augen gehörten. Sie waren einfach da, schwebten in der Dunkelheit und beobachteten sie. Als sie ihren Blick begegneten, zuckten die Augen überraschend und zogen sich plötzlich in die Dunkelheit zurück. Und mit einem letzten Blick auf den leeren Parkplatz und die stille Straße zog Emma die Vorhänge zu und schloss die Tür.

Sie kroch zurück auf ihre Couch und hüllte sich tiefer in ihre Decke ein, versuchte, die kalten Kälte aus ihrem Körper fernzuhalten. Ihre Gedanken kreisten immer wieder um die seltsamen Augen. Sie waren real. Sie hatte sie gesehen, und sie hatten sie gesehen. Was sie beobachteten und warum, das wusste sie nicht. Und was passierte, wenn sie das nächste Mal nach draußen sah und die Augen wieder da waren? Sie hatte Angst vor der Antwort und blieb für den Rest der Nacht wach, bevor sie schließlich in einen unruhigen Schlaf versank.

Als Emma am nächsten Morgen erwachte, spürte sie eine eisige Kälte in ihrer Wohnung. Sie ging zum Fenster und zog die Vorhänge zurück. Aber anstatt den Tag zu begrüßen, fand sie zwei dunkle Augen, die sie aus der Dunkelheit anstarrten.

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