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Die Katakomben des Wahnsinns

Die Katakomben des Wahnsinns

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Mitten in der Metropole gab es sie – das Labyrinth der Katakomben. Tief unter den modernen Hochglanzgebäuden, weit weg vom pulsierenden Leben der Stadt, schlummerten sie im Dunkeln, kaum einem Bürger bekannt. Niemand traute sich dorthin. Die Alten erzählten Geschichten von unerklärlichen Verschwinden und wilden Kreaturen, die in den Tiefen lauerten.

Mike, ein junger Student und Adrenalin-Junky, wollte diese Geschichten auf die Probe stellen. Er war fest entschlossen, das unterirdische Labyrinth zu erkunden und die Wahrheit ans Licht zu bringen. Ausgerüstet mit Taschenlampen, Proviant und einer Kamera warf er einen letzten Blick zurück bevor er hinabstieg. Die Dunkelheit verschluckte ihn regelrecht und nur das schwache Licht seiner Stirnlampe leuchtete ihm den Weg.

Die Katakomben waren unglaublich. Verwitterte Statuen und eingeritzte Symbole zeugten von vergangener Kultur und längst vergessener Geschichte. Fieberhaft filmte Mike alles, was vor seiner Linse auftauchte. Jedes Detail, jede Ecke seiner Entdeckung. Er war wie in Trance, verloren in der Schönheit des Verbotenen, des Vergessenen.

Seine Uhr zeigte Mitternacht an, als er bemerkte, dass seine Taschenlampe schwächer wurde. Plötzlich hörte er ein grollendes Geräusch, wie aus großer Tiefe. Jeder Instinkt in ihm schrie, dass hier etwas nicht stimmte. Es hallte durch die Gänge, ein Geräusch, das nicht natürlich war, nicht menschlich.

Die Taschenlampe flackerte, bevor sie völlig erlosch und ihn in vollkommene Dunkelheit hüllte. Mikes Herz raste. Er tastete sich an der feuchten, kalten Wand entlang, seine Augen suchten verzweifelt im Dunkeln. Das Grollen wurde lauter, näher; es war nicht nur ein Geräusch, es war jetzt ein unheilvolles Murmeln.
Er versuchte, seine Kamera einzuschalten, aber auch sie reagierte nicht mehr.

In seiner Panik, blind in der Dunkelheit, stieß er gegen eine Wand und eine geheime Tür öffnete sich. Nicht wissend wohin, stolperte Mike hinein, nur um einen noch verfalleneren Gang vorzufinden, behangen mit alten Fresken die Figuren darstellten, die er weder erkannte noch verstand. Am Ende des Ganges, vor einer weiteren Tür, stand eine gigantische Statue, die eine flammende Fackel hielt. Unbeirrt zündete Mike das Tuch der Fackel mit seinem letzten Streichholz an. Licht flutete den Gang, das unheimliche Murmeln war stärker als je zuvor.

Es war an der Zeit, die letzte Tür zu öffnen. Mit zitternden Fingern schob er die schwere Steinplatte beiseite und das Murmeln wurde zu einem Chor von unzähligen Stimmen. Was er sah, ließ ihn in kalter Angst erstarren. Ein riesiger Raum offenbarte sich vor ihm. Wand an Wand, waren Gesichter in den Stein gemeißelt, ihre Augen starrten ihn an, die Münder bewegten sich stumm und dann, allmählich, wurden sie lauter und lauter bis sie schrien und wimmerten, als ob sie schreckliche Qualen durchlebten.

Mikes Schreie vermischten sich mit den ihren. Verzweifelt versuchte er, die Tür zu schließen. Doch was besiegelt war, konnte nicht mehr geschlossen werden. Die Katakomben des Wahnsinns hatten ihn aufgenommen.

Am nächsten Tag fand man Mikes Kamera in der Nähe des Eingangs der Katakomben. Das Filmmaterial war unbrauchbar, nur statisches Rauschen. Doch wenn man genau hinhörte, konnte man ein fernes Murmeln hören, das aus den Tiefen der Kamera zu kommen schien. Und so bleibt die Wahrheit verborgen, tief in den Katakomben des Wahnsinns, fernab alle Augen, warte noch immer auf den nächsten Mutigen, der sich in ihre Tiefen wagt.

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