jeden Tag eine Geschichte
Der Pfad der verlorenen Seelen

Der Pfad der verlorenen Seelen

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Es begann als eine einfache Wanderung. David und seine Freunde hatten den alten Wanderweg im Wald hinter dem College entdeckt, der durch die Jahrzehnte überwuchert und vergessen worden war. Erzählungen aus der Stadt sprachen von einem alten Pakt und unheimlichen Begegnungen. Doch für die Gruppe junger Abenteurer klang das eher nach einem spannenden Abendabenteuer als nach einer Warnung.

Nachts erstrahlte der Pfad unter dem perlgrauen Schein des Mondes. Trockene Blätter knisterten unter ihren Schritten, während sie tiefer in den waldigen Schlund vordrangen. Mit jeder Minute, die verstrich, schien der Wald dichter und erdrückender zu werden, fast als ob er sie in seine dunklen Geheimnisse einspinnen wollte.

Ungefähr eine Stunde in ihre Wanderung hinein bemerkte David etwas Seltsames. Ihre Schritte auf den herbstlichen Blättern erzeugten ein Echo. Nicht das Echo, das man von einem Wald erwarten würde, sondern etwas, das sich anhörte wie Flüstern – ein leises Murmeln, das den Wind zu begleiten schien, fast melodisch und doch gräulich schrecklich.

Es dauerte nicht lange, bis auch die anderen es bemerkten. Etwas wanderte mit ihnen, im Schatten, verborgen, aber spürbar. Sie hielten inne, um nach dem Lärm zu suchen, sahen jedoch nur die Dunkelheit, die von den Bäumen geworfen wurde. Uneinigkeit breitete sich aus, einige wollten umdrehen, andere wollten weitersuchen. Letztendlich entschieden sie sich, weiterzugehen.

Als sie sich tiefer in den Wald hineinarbeiteten, verstärkte sich das Flüstern zu einem Chor – Stimmen ohne Körper, die Worte in einer unbekannten Sprache murmelten. Dann, von einer Sekunde zur nächsten, erlosch das Licht ihrer Taschenlampen und sie standen in völliger Dunkelheit. Ein Kälteschauer durchdrang ihre Körper und ein körperloses Flüstern schien sie zu umkreisen. Todesangst suchte sie heim. Unterwegs stolperten sie, fielen, und als das Licht schließlich zurückkehrte, waren sie nicht mehr in ihrer Gruppe verbunden. Jeder alleine, in vollkommener Dunkelheit, hörten sie die Flüstern, das immer lauter und drängender wurde.

Als das Morgengrauen anbrach, hatte der Wald seinen Frieden wieder gefunden. Die Vögel zwitscherten, die Wälder belebten sich. Aber von den jungen Abenteurern war keine Spur zu finden.

Suchaktionen wurden organisiert, die Polizei und Freiwillige durchkämmten den Wald, doch es war vergeblich. Seltsamerweise führte der Pfad, den sie betreten hatten, einfach zu einem alten Friedhof mitten im Wald, der in keiner Karte verzeichnet war. Neun Grabsteine, fast so alt wie die Stadt selbst, aber gerade erst ausgegraben, standen in einer Reihe, so als hätten sie nur auf ihre Gäste gewartet.

Der Geisterpfad hatte seine Opfer genommen. Erneut. Und während die Stadt in Trauer versank, konnte man im sanften Abendwind Waldes erneut das Flüstern hören, das aus dem Wald herüberwehte. Neun neue Stimmen, die sich dem endlosen Chor der verlorenen Seelen hinzufügen.

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