jeden Tag eine Geschichte
Die Maske des Vergessens

Die Maske des Vergessens

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Das Spiegelbild von Elliot war verschwommener, als er sich erinnerte. Aber es war nicht der raue Tag, der sein Gesicht zeichnete, es war vielmehr die bleiche Maske, die sein Gesicht jetzt überdeckte. Das Leder der Maske war kühl und glatt, unterbrochen von zwei dunklen Augenlöchern, die ihn blind machten für die Welt, aber nicht für das, was darunter lag.

Nun, die Maske war nicht seine Wahl. Sie wurde ihm von der mysteriösen Frau in der alten Antiquitätengeschäft in die Hand gedrückt. Zwischen staubigen Glasflaschen und verwitterten Kisten hatte sie ihn angezogen, als wäre sie von einem unsichtbaren Schicksalsfaden gezogen worden. Bevor er sich fragen konnte, was gerade passierte, hatten seine Finger die kühle Oberfläche der Maske berührt.

„Ein Geschenk für Sie“, hatte sie gezwitschert, „Die Maske des Vergessens, Elliot.“ Wie hatte sie seinen Namen gewusst? Bevor er antworten konnte, war die Frau verschwunden, genauso plötzlich, wie sie aufgetaucht war. Alles, was er hatte, war die Maske und eine verworrene Erinnerung an eine dumpfe Stimme, die über ein vergessenes Ritual sprach.

Zurück daheim trugen seine Beine ihn zum Spiegel, mehr von Neugier als von Entscheidung geleitet. Ohne Zögern glitt die Maske über sein Gesicht, ein Moment des Dunkels, dann die Überraschung. Alles war wieder da. Erinnerungen, die er vergessen hatte, Momente, die er abgeschrieben hatte, Emotionen, die er verdrängt hatte, standen jetzt so klar vor seinen Augen, als wäre er tatsächlich zurück in der Zeit.

Die Freude seines ersten Kusses, die Wut auf seinen betrügerischen Freund, die Trauer beim Tod seiner Großmutter – alles spielte sich wie ein Film vor seinen Augen ab. Gebannt beobachtete er das Spiegelbild seiner selbst, das durch Momente des Glücks, der Trauer und der Wut wirbelte. Es war überwältigend, aber nicht unangenehm.

In den folgenden Tagen verging die Zeit in einem Rausch. Er war besessen von der Maske, von der Macht, vergessene Erinnerungen neu zu erleben. Der, der in den Spiegel blickte, war nicht mehr der alte Elliot. Das Lachen fehlte, die Augen waren leer. Doch der Durst nach mehr war da, genährt von der Maske.

Eines Abends, erschöpft und getrieben, setzte er wieder die Maske auf. Aber diesmal war es anders. Die Erinnerungen waren schmerzhaft, brutal und voller Trauer. Der Verrat seines besten Freundes, der Tod seiner ersten Liebe, die Wut auf das Leben – das alles riss ihn mit. Doch er konnte die Maske nicht abnehmen, sie schien an ihm zu haften, ihn zu verfolgen.

Als der neue Tag anbrach, sah Elliot sein Spiegelbild, das von Tränen getrieben durch die Maske heulte. Die dunklen Augen waren leer, das Gesicht blass. Er war ein Gefangener seiner Erinnerungen geworden, eine lebende Erinnerung seiner Vergangenheit. Die Freuden und das Lachen waren vergangen. Alles, was ihm blieb, war die Maske des Vergessens und die schneidenden Erinnerungen, die sie zum Vorschein brachte.

Gefangen hinter der Maske des Vergessens, verlor Elliot sich im Spiegel. Hier lebte er und strafte sich mit Erinnerungen, bis das Lachen des alten Ellliot längst verstummt war. Mit der Zeit verwischte sein Spiegelbild und schließlich vergaß das Spiegelbild Elliot. Nur die Maske blieb zurück, wartend auf ihren nächsten Träger.

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