jeden Tag eine Geschichte
Dämmerlicht

Dämmerlicht

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Es war eine trübe Nacht im August, als Ben die letzte App auf seinem Smartphone installierte. Sie hieß Dämmerlicht. Noch nie zuvor hatte er davon gehört – es war irgendwie seltsam, dass er sie kaum finden konnte, dennoch gelang es ihm schließlich. Sie wurde als eine Art Hologramm-Erzeuger beschrieben, der Bilder und Szenen in der realen Welt projizierte, eine Mischung aus Virtual Reality und AR. Mit einem Anflug von Neugier und dem Drang, die neuesten Technologien auszuprobieren, installierte er die App.

Die erste Verwendung der App war verstörend genug, um ihn neugierig zu machen. Mit einem Klick auf sein Smartphone erzeugte er ein Hologramm – ein flackerndes Feuer in der Ecke seines Wohnzimmers. Es war zu realistisch; er könnte fast die Wärme spüren, das Knistern hören. Aber natürlich konnte er es nicht. Es war nur ein Hologramm.

Dann wurde es gruselig. An jedem darauffolgenden Tag wurde das Hologramm düsterer, unheimlicher. Ein schwarzer Rabenvogel auf seinem Schreibtisch, der ihn ständig anstarrte. Ein alter, verwelkter Baum, der im Badezimmer aus dem Boden wuchs. Eine graue, gesichtslose Gestalt, die in seinem Schlafzimmer Spaziergänge machte. Ben begann sich Sorgen zu machen, als er eines Tages sein Haus betrat und einen Sarg in der Mitte seines Wohnzimmers vorfand. Ein offener Sarg. Doch so beängstigend die Hologramme auch waren, sie konnten ihm nichts anhaben, oder?

Ben begann, Albträume zu haben. In ihnen sah er immer wieder die dunklen Hologramme, die ihm Dämmerlicht zeigte. Im realen Leben war seine Angst so groß, dass er kaum noch sein Haus verlassen wollte. Er entschied sich, die App zu löschen. Aber es war bereits zu spät.

Die Hologramme verschwanden nicht. Sie wurden Teil seiner Realität. Sie verfolgten ihn auf Schritt und Tritt. Sie beobachteten ihn, jagten ihn, quälten ihn bis an seine physischen und psychischen Grenzen. Ben fühlte sich eingeschlossen in seiner eigenen Wohnung, eingeschlossen in seinem eigenen Kopf.

Es war eine ruhige Nacht im Dezember, als Bens Nachbarn die Polizei riefen. Sie hatten seit August nichts von ihm gehört und sorgten sich um sein Wohlergehen. Als die Polizei seine Wohnung betrat, fanden sie ihn vor seinem offenen Laptop, sein toter, leerer Blick fixierte den Bildschirm. Auf dem Bildschirm war nichts anderes als das Wort „Dämmerlicht“.

Die Technologen versuchten, die App zu rekonstruieren, um zu verstehen, was passiert war. Aber sie fanden nichts. Keine Spur von Dämmerlicht. Es war, als hätte die App nie existiert.

Was Ben passiert war, bleibt ein Rätsel. Aber seine Gänsehaut erzeugende Geschichte dient als eine düstere Erinnerung daran, wie weit Technologie gehen kann, und lässt uns die bange Frage stellen: Ist unsere Realität wirklich sicher vor den Schattenseiten der Technik?

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