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Nacht der Dornen

Nacht der Dornen

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Es war eine gewöhnliche Nacht in dem verschlafenen kleinen Dorf, das von den umliegenden Wäldern wie in eine ruhige Umarmung genommen wurde. Der volle Mond schien hell am nächtlichen Himmel und tauchte die umgebenden Felder und Bäume in sein silbernes Licht.

Im Herzen des Dorfes, in einem bescheidenen Haus mit verwildertem Garten, wachte der siebzehnjährige Evan Steele auf. Er bemerkte sofort die ungewöhnliche Kälte und Dunkelheit in seinem Raum. Ein leises Knirschen durchdrang die nächtliche Stille – das Geräusch von Dornen, die gegen sein Fenster kratzten.

Evan stand auf, der kalte Holzboden unter seinen nackten Füßen verstärkte das beunruhigende Gefühl in ihm. Phantastische Schatten hüpften und tanzten wie böse Geister auf den Wänden seines Zimmers und sein Herz begann heftiger zu schlagen.

Er trat näher ans Fenster und guckte hinaus. Was er sah, verschlug ihm den Atem. Ein riesiger, schwarzer Dornenbusch hatte sich in seinem Garten ausgebreitet. Es war fast so, als würde dieser wachsen, während Evan beobachtete. Die Dornen zischten und drückten gegen die Fensterscheibe, als ob sie im Inneren des Zimmers etwas suchen würden.

Mit zitternden Händen griff Evan sein Handy, um die Polizei zu rufen. Doch der Bildschirm blieb dunkel. Kein Zeichen von Leben. In diesem Moment begannen die Dornen zu leuchten – ein dunkelrotes, pulsierendes Leuchten – wie das Herz eines dunklen, unbekannten Wesens.

Die Dornen begannen tiefer in das Glas einzudringen und innerhalb von Sekunden zersprang es. Evan schrie und stolperte rückwärts, die Scherben knirschten unter seinem Gewicht. Er krabbelte zur Tür, doch diese war wie von unsichtbaren Händen festgehalten und wollte sich nicht öffnen.

Der Dornenbusch war nun ein lebendiges Wesen, ein gigantisches Ungetüm, das seinen Raum übernahm. Evan fühlte eine Präsenz, älter und dunkler als alles, was er jemals erlebt hatte. Er kauerte in der Ecke seines Zimmers, zitternd und betend, dass der Morgen kommt und das Grauen ein Ende nimmt.

Als der Morgen anbrach, fand die Dorfgemeinschaft Evan Steeles Haus überwachsen von dem massiven Dornenbusch. Es gab kein Lebenszeichen von Evan. Die Ältesten des Dorfes murmelten über verlorene Geschichten und längst vergessene Legenden. Sie flüsterten von der „Nacht der Dornen“, einem alten Fluch, der über dem Dorf liegt und jede Generation heimsucht.

Und bis heute erzählen die Ältesten die schaurige Geschichte von Evans unerklärlichem Verschwinden. Die Nacht, wenn der Mond am hellsten scheint und ein kühler Hauch durch das Dorf zieht, wird gefüllt mit geflüsterten Geschichten und Schauergeschichten, die vor der „Nacht der Dornen“ warnen.

Ein dunkles Geheimnis, ein unerklärliches Phänomen, so bleibt die Nacht der Dornen ein Teil der unausgesprochenen Angst des Dorfes – und ihrer Kinder. Denn wer weiß, ob der Fluch wirklich nur eine Geschichte ist, oder ob die Dornen wieder zurückkommen …

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