Der Rauch des knisternden Feuers tanzte hypnotisierend durch den Raum, getragen vom dumpfen Lärm des tobenden Sturms vor den dicken Mauern von Grimsby Hall. Jonah, ein junger Reisender, der Zuflucht vor dem unerbittlichen Wetter suchte, war gerade damit beschäftigt, seine durchweichte Kleidung vor dem Kamin zu trocknen.
Er war der einzige sichtbare Bewohner des Hauses, abgesehen von der alten Haushälterin, die sich ihm nur lange genug gezeigt hatte, um ihm den Weg zum Kamin zu weisen. Sie war klein und hager, mit einer gebeugten Rücken und leer blickenden Augen, die ihm einen Schauer über den Rücken jagten.
Nachdem er sich einige Zeit dem behaglichen Knistern des Feuers hingegeben hatte, bemerkte Jonah, dass der Raum gerade dabei war, sich zu verdunkeln. Der Schein der Flammen wurde von etwas raumfüllenden, substanzlosen Wesen verschlungen. Es war nicht sein Schatten, denn dieser war gerade vor ihm auf dem Boden gut erkennbar. Es war ein anderer.
Mit einem plötzlichen, eisig kalten Schwall deckte sich die Realität des alten Hauses auf und Jonah fühlte sich wie lähmend erfasst. Seine Hand griff nach der Hand seines Messers, aber er konnte sich nicht dazu bringen, den Blick abzuwenden. Der Schatten schien menschenähnlich, doch dehnte und verformte sich auf unheimliche Weise, als es sich ihm näherte.
Als es die grob behauenen Steinwände berührte, erbebten sie wie von einem fernen Donnerschlag erschüttert. Dann löste der Schatten sich in einer Rauchwolke auf und die Stille übernahm wieder die Kontrolle.
Jonah stand da, mit weit aufgerissenen Augen, unfähig zu sprechen oder sich zu bewegen. Sogar das Feuer schien sich vor dem Schatten zu fürchten, denn es war zwar noch da, aber brannte schwach und unregelmäßig.
Es dauerte eine Weile, bis Jonah seine Kräfte wiedererlangte und sich traute, den Raum zu verlassen. Vorsichtig tastete er sich durch die dunklen Korridore von Grimsby Hall, die Schatten, die an den Wänden tanzten, schienen zu flüstern, zu raunen, zu drohen.
Endlich fand er sich vor der Tür seines Schlafzimmers wieder. Er trat ein, die Tür quietschte bedrohlich hinter ihm zu und Jonah stolperte in seine provisorische Schlafstätte. Erschöpft schlief er ein, der Raum aber wurde von den eindrücklichen Schatten weiterhin heimgesucht.
Als er am nächsten Morgen erwachte, war alles wie zuvor. Die Sonne schien hell durch die Fenster, der Kamin brannte warm und einladend und die alte Haushälterin brachte ihm ein einfaches Frühstück. Als er sie nach den unheimlichen Vorkommnissen der letzten Nacht fragte, lächelte sie nur müde und sagte: „Der Schatten würde niemals jemanden verletzen, er gewährt uns nur seinen Schutz. Wir haben gelernt, mit ihm zu leben.“
Jonah verließ Grimsby Hall kurz darauf, die Worte der alten Frau schwebten noch in seinen Gedanken. Er wusste, er würde nie verstehen, was es mit dem Schatten auf sich hatte, der offenbar fester Bestandteil dieses Hauses und seiner Bewohner war.
Aber eines wusste er sicher, Grimsby Hall und sein mysteriöser Schatten hatten ihn gelehrt, dass es Dinge gibt, die jenseits unserer Kontrolle oder unserem Verständnis liegen. Manchmal ist es besser, sie einfach in Frieden zu lassen und weiterzumachen. Doch der Gedanke an den Schatten ließ ihm bis heute eine Gänsehaut über den Rücken laufen.