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Dunkle Wahrheit

Dunkle Wahrheit

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Es war eine stürmische Nacht als Emily, eine Computer-Programmiererin, eine mysteriöse Email empfing. Die Nachricht kam von einem unbekannten Absender und trug den Betreff „Finde die dunkle Wahrheit“. Kurz, knapp und total unverständlich. Ihr Computer-Bildschirm flackerte im unablässigen Rhythmus des aufkommenden Gewitters, während ihr Herz einen ähnlich hektischen Takt schlug.

Mit angehaltenem Atem öffnete Emily die E-Mail. Sie enthielt nur einen Anhang: Eine Datei namens „Dunkle Wahrheit.jpg“. Trotz ihres mulmigen Gefühls klickte Emily auf die Datei und ein dunkles Bild bildete sich auf ihrem Monitor. Es schienen Augen zu sein, verborgen in der Dunkelheit. Dann merkte sie es – das Bild bewegte sich! Es war eigentlich ein extrem langsam verlaufendes Video.

Beunruhigt entdeckte Emily, dass die Augen begannen, hervorzutreten und zu blitzen, als ob sie sie direkt durch den Monitor ansahen. Ein Schauer lief ihr über den Rücken. Sie versuchte, das Video zu schließen, doch ihr Computer reagierte nicht. Die Augen schienen näher zu kommen, und schließlich konnte sie ein eindringliches Flüstern hören. „Sieh die Wahrheit … nicht alles ist, wie es scheint … sieh die dunkle Wahrheit …“

Emily’s Herz raste. Sie zerrte am Netz-Kabel, um ihren Computer herunterzufahren, doch nichts geschah. Die Augen kamen näher, bis sie das einzige waren, was sie auf dem Bildschirm sehen konnte. Und dann — Dunkelheit. Emily’s Raum schien plötzlich die Dunkelheit vom Monitor aufzusaugen, alles Licht erlosch.

Zuletzt erinnerte sie sich an kalte Luft und das ständig flüsternde Echo von „sieh die dunkle Wahrheit …“ bevor sie das Bewusstsein verlor.

Am nächsten Morgen wachte Emily auf. Die Sonnenstrahlen fielen durch ihr Fenster und ihr Computer-Bildschirm präsentierte ihr eine ganz normale Morgenroutine. Sie saß auf und fühlte Kopfschmerzen, als ob sie in der Nacht getrunken hätte. Aber es war nur Tee und Arbeit gewesen, nichts weiter. Sie schüttelte den Kopf und versuchte, den Schrecken der letzten Nacht abzuschütteln.

Auf ihrem Bildschirm blinkte die geöffnete E-Mail mit dem dunklen Video noch immer. Emily hielt inne. Sie hatte es nicht nur als Albtraum geträumt. Sie starrte auf den harmlos aussehenden Anhang und einem eiskalten Schauer lief ihr über den Rücken. Da war mehr, das wusste sie jetzt. Sie musste nur die dunkle Wahrheit finden, was auch immer diese sein mochte.

Die Angst brachte sie nicht dazu, den Computer abzuschalten oder die Email zu ignorieren. Sie fühlte sich hingezogen, sie musste das Geheimnis lüften. Dann sah sie es. In den Augen auf dem Video reflektierte sich ein Code. Ein Code, den nur sie lösen konnte, ein Rätsel das nur sie, als Programmiererin, knacken konnte. Sie konnte sich nun dem Rätsel stellen und die dunkle Wahrheit ans Licht bringen, oder sie konnte die sichere Ignoranz wählen. Emily starrte auf den Bildschirm, ihre Gedanken und ihr Herz schienen in einer grausamen Symphonie der Antizipation vereint. Die Entscheidung war getroffen.

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