jeden Tag eine Geschichte
Eisiges Schweigen

Eisiges Schweigen

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Ich saß vor dem Bildschirm meines Laptops, das bläuliche Licht war die einzige Lichtquelle in meinem dunklen Zimmer. Draußen, jenseits des frostigen Fensters, tanzten Schneeflocken im bitteren Wind. Die digitale Uhr in der Ecke meines Bildschirms zeigte Mitternacht.

Ich plauderte gerade mit meinen Freunden in einer Online-Diskussion. Wir waren eine Gruppe von Unbekannten, vereint durch unsere Liebe zu Horror und Mystery. Ich trug den Nicknamen „IceCold“ bei den Chats. Als plötzlich eine neue Nachricht aufblitzte: „Du sprichst nicht viel in letzter Zeit, IceCold. Alles in Ordnung?“ Die Nachricht war von „Silence“, einem Mitglied, das ich noch nie zuvor bemerkt hatte.

Schulterzuckend antwortete ich: „Alles gut, Silence. Vielleicht bin ich nur ein bisschen müde.“ Aber Silence hakte nach: „Bist du allein zu Hause?“ Ein Schauder lief mir über den Rücken, aber ich lachte ihn weg. Natürlich war ich allein. Mit meinen Eltern immer auf Reisen, fühlte ich mich eher wie ein Hausmeister als ihr Sohn.

Kurz nachdem ich „Ja“ getippt hatte, vibrierte mein Handy auf dem Schreibtisch. Es war eine Nachricht von einer unbekannten Nummer: „Ach, du armer Kerl. Es ist bestimmt eiskalt in deinem Haus.“ Nichtsahnend antwortete ich, „Wer ist das?“. Es kamen keine Antworten mehr, sowohl online noch auf mein Handy. Zögerlich klappte ich den Laptop zu und beschloss, ins Bett zu gehen.

Ich hatte den Eindruck, dass meine Schritte auf dem knarrenden Parkett lauter waren als gewöhnlich. Jedes Mal, wenn ich einen dunklen Flur betrat, hielt ich den Atem an. Schlussendlich schaffte ich es in mein Zimmer und schloss vorsichtig die Tür. Ich atmete erleichtert auf und beruhigte meine Nerven mit dem Gedanken: Nur noch 10 Meter zum Bett.

Ich war gerade dabei, mich unter die Decke zu kriechen, als mein Handy erneut vibrierte. Eine neue Nachricht. Ich schnappte es vom Nachttisch und leuchtete das dunkle Zimmer mit dem Bildschirm aus. Es war eine Nummer, die ich nicht kannte. Eine einzige Nachricht stand dort: „Bist du sicher, IceCold?“

Mir wurde kalt. War es die Nummer von Silence? Dem Online-Nutzer, den ich noch nie zuvor bemerkt hatte? Wie kannte er meinen Spitznamen und meine Nummer? Obwohl der Raum eiskalt war, rollte Schweiß an meinem Rücken herunter. Gänzlich gegen meinen Instinkt öffnete ich meinen Laptop erneut.

Im bläulichen Schein meines Bildschirms war meine letzte Nachricht an Silence immer noch ungelesen. Das fensterlose Zimmer war auf einmal viel kälter. Mein Blick durch die Tür begegnete nur Dunkelheit. Und irgendwo, in den dunkelsten Winkeln des Hauses, hörte ich langsam Schritte näherkommen.

„Eisiges Schweigen“ hatte eine ganz neue Bedeutung bekommen. Langsam und doch entschlossen fing ich an, die Stufen zum Dachboden hinauf zu steigen. Ich wusste, ich musste das Ganze selbst aufklären. Nicht nur meinen Eltern zuliebe, sondern auch aus reiner Überlebensentscheidung. Der eisige Wind draußen war nichts gegen das Zittern, das jetzt in meinem Inneren wütete.

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