jeden Tag eine Geschichte
Verborgener Fluch

Verborgener Fluch

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Es war eine stillschweigende Regel für alle Bewohner der kleinen Stadt, das alte, verfallene Haus auf der Benschop-Straße zu meiden, besonders nach Sonnenuntergang. Die Erwachsenen warnten die jüngere Generation vor dem „verborgenen Fluch“ des Hauses. Die meisten zuckten jedoch nur mit den Schultern und schrieben es alten Weibergeschichten zu.

Sophie, ehrgeizig und rebellisch, ignorierte alle Warnungen. Eines Nachts schlich sie sich mit einer Taschenlampe und ihrem unschätzbaren Mut aus dem Haus. Nach Bestehen mehrerer Testproben war sie entschlossen, dieses Haus zu erkunden und das Rätsel zu lösen.

Ein schwerer, modriger Geruch erfüllte die Luft, als sie die morsche Eingangstür öffnete. Die Mauern waren mit Schimmelpilzen überzogen und die tapferen Überreste einmaliger Pracht waren kaum noch zu erkennen. Sophie tauchte tiefer ein in die Dunkelheit, geblendet von Neugier und Abenteuerlust.

Plötzlich nahm sie ein unerklärliches Geräusch wahr, es schien aus dem Dachgeschoss zu kommen. Angespannt und aufgeregt stieg sie die knorrige Holztreppe hinauf, die unter ihrem Gewicht knarrte. Als sie das Dachgeschoss betrat, stand sie vor einem Spiegel, extrem verstaubt und dunkel. Ein stilles, beängstigendes Wimmern erfüllte den Raum und Sophie spürte, wie ihr Herz raste.

Dann, fast wie hypnotisiert, trat sie auf den Spiegel zu und wischte den Staub ab. Statt ihrer eigenen Reflexion sah sie das Bild eines verängstigten, jungen Mädchens, nicht viel älter als sie selbst. Es war eine flüchtige Sekunde, in der sie could spürte, wie ein kalter Schauer sie von Kopf bis Fuß durchdrang.

Das Mädchen im Spiegel begann zu weinen und flehte um Hilfe. Sophie, jetzt in Todesangst, konnte nichts anderes tun, als zurückzukehren. Aber zu ihrem Entsetzen fand sie, dass die Ausgangstür verschwunden war. Stattdessen stand sie jetzt in einem Raum mit Wänden, die Tränen vergossen und schmerzerfüllt seufzten.

Sophie rannte, stolperte und weinte durch die dunklen, gedrehten Korridore des Hauses, aber jeder Ausgang führte nur zurück zum Spiegelraum. Erschöpft brach sie zu Boden und schrie, verzweifelt um Hilfebetend. Doch ihre Rufe verhallten ungehört in den kalten Steinmauern.

Am nächsten Tag fand man ihre Taschenlampe draußen auf der Straße, aber von Sophie fehlte jede Spur. Ihr Verschwinden blieb ungelöst und wurde ein weiteres Kapitel in den mysteriösen Geschichten des verfluchten Hauses auf der Benschop-Straße. Mit jedem Sonnenuntergang wurde der Fluch stärker und wartete auf das nächste ahnungslose Opfer.

Doch das düsterste daran war die unausweichliche Frage – Wer war das weinende Mädchen im Spiegel? War es Sophie oder hatte der Fluch schon vor vielen Jahren begonnen? Die Antwort bleibt verborgen, tief in den dunklen Gängen des verflixten Hauses.

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