jeden Tag eine Geschichte
Klagelied der Schatten

Klagelied der Schatten

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Es begann wie eine gewöhnliche Nacht in einer gewöhnlichen Suburbia. Jonas, ein 17-jähriger Junge, saß in seinem Zimmer und spielte ein Spiel auf seinem brandneuen Smartphone. Das monotone Licht des Bildschirms erhellte gerade so die Dunkelheit. Doch plötzlich durchbrach ein Grollen die Stille, und das Licht des Handys flackerte vor der plötzlichen Energieaufwallung in der Luft.

Das Telefon fiel aus seiner Hand, und Jonas blickte zu dem Fenster und bemerkte, wie seltsame Schatten die Blenden hinunterliefen, als ob ein unsichtbarer Finger sie zeichnete. Dunkel. Tiefer als die Finsternis der Nacht. Jonas‘ Herz schlug schneller, doch seine Neugier war noch stärker als seine Angst.

Während er durch das Fenster in die Nacht hinausblickte, sah er Schattenfiguren, die sich wie Träne auf dem Glas bewegten. Sie hatten keine bestimmte Form, kein Gesicht, das er erkennen konnte, aber sie strahlten eine dunkle Faszination aus. Eine Art hypnotischer Tanz, der Jonas fast dazu zwang, seinen Blick nicht abzuwenden. Fast paralysiert beobachtete er, wie die Schatten sich zu bewegen schienen, als würde jede Bewegung eine Nachricht ausstrahlen wollen.

Das grollen verstärkte sich um ein Vielfaches, und Jonas spürte eine kalte Brise über sein Gesicht streichen. Er näherte sich langsam dem Fenster und streckte seine Hand aus, um eine der tanzenden Schattenfiguren zu berühren. Die Kälte drängte tief in sein Fleisch hinein, eine dunkelheit füllte seine Sicht. Dann hörte er es, ein Klagelied. Es war ruhig, beinah sanft, doch füllte es ihn mit Furcht und Trauer. Es war, als ob die Schatten seine Berührung erwiderten und ihm ihre dunklen Geschichten erzählten.

Jonas zog seine Hand zurück, doch die Dunkelheit hielt ihn fest. Das Klagelied der Schatten erhöhte seine Frequenz, wurde lauter, drängender. Jonas konnte keinen Ton mehr erkennen, nur verworrene Stimmen und Schreie. Die Dunkelheit vor seinen Augen begann sich zu formen, als ob sie ihm eine Szene zeigen wollte.

Es war eine Szene voller Leid, Verzweiflung und Qual – Gesichtslose Schrecken, die er nie zuvor gesehen hatte. Der Raum um ihn herum war immer noch sein eigenes Zimmer, aber die Schatten hatten es in ihren eigenes, dunkles Reich verwandelt. Seine Schreie wurden von dem Klagelied der Schatten übertönt. Sie ergriffen seinen Arm stärker, und er merkte, dass er in der Dunkelheit versinken würde, wenn er sich nicht wehrte.

Plötzlich riss das Handy auf dem Boden ihn aus seiner Trance. Es leuchtete auf und warf einen Lichtschein auf das Fenster. Die Schattenfiguren zuckten zurück, und Jonas fand die Kraft, seinen Arm aus ihrem eisigen Griff zu ziehen. Er rutschte zu Boden, sein ganzer Körper zitternd vor Angst und Kälte, während er seinen Blick nicht von dem Fenster abwenden konnte.

Die Schatten tanzten noch immer, doch ihr Lied hatte seine verzweifelte Note eingebüßt. Das Grollen verstummte allmählich, und Jonas konnte wieder aufatmen. Aber die Schatten waren noch da, und jetzt kannte er ihre dunkle Macht. Doch eines wusste er sicher – er würde nie wieder in der Lage sein, das Dunkel auf die gleiche Weise zu betrachten. Und obwohl die Schatten zurückgegangen waren, konnte er immer noch ihr leises Echo, ihr Klagelied, in seinem Kopf hören. Für immer eingebrannt in seine Erinnerung.

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