Es war ein beschaulicher Sommertag, als die junge Blonde, Kim, eine App auf ihrem Smartphone herunterlud, die „Stimmen der Erde“ hieß. Sie versprach, den Nutzern das Echo der Natur selbst zu übermitteln, von Murmeln der Bäche bis zum Rauschen der Wälder, alles in Echtzeit.
Das Interesse von Kim, einer eifrigen Umweltschützerin und angehenden Biologin, war sofort geweckt. Sie installierte die App und lauschte den Klängen, die ihr Handy ausstrahlte. Es war fast, als hätte sie sich mitten in den Wald teleportiert. Sie schloss die Augen und spürte, wie die Geräusche der Berge, Tiere und Regenfälle sie umarmten.
Erst nach einigen Tagen merkte Kim, dass sich etwas im Klang der Naturgewalten geändert hatte. Die einst beruhigenden Klänge schienen jetzt grimmiger, fast beunruhigend. Sie dachte, es sei ein technischer Fehler, bis die Stimmen begannen.
Sie konnte sie zuerst kaum wahrnehmen, wie ein Flüstern in der Brise. Aber dann wurden sie lauter. Sie flüsterte Namen, Ereignisse, Orte – einige kannte Kim, andere nicht. Es war, als wäre sie mit dem Bewusstsein der Erde selbst verbunden.
Tage vergingen und die Stimmen wurden lauter, unablässiger. Sie sprachen von Naturkatastrophen, Hungersnöte, Kriegen und Gewalt. Es war, als würde die Erde ihre Wut und ihr Leid ausdrücken. Durch ihre Angst fasziniert, konnte Kim nicht anders, als ständig zuhören.
Dann, eines Tages, veränderten sich die Stimmen. Sie flüsterten nicht mehr nur von vergangenen Katastrophen, sondern begannen, kommende anzukündigen. Ein Erdbeben in China, ein Taifun in Japan, eine Überschwemmung in Indien. Und jedes Mal, wenn die Stimmen eine Katastrophe ankündigten, stand es am nächsten Tag in den Nachrichten. Es war so real, so erschreckend.
Kim versuchte, es ihrer Mutter und Freunden zu erzählen, aber keiner glaubte ihr. „Es ist nur eine App, Kim“, sagten sie, „nimm das nicht so ernst.“ Sie fühlte sich hilflos und verzweifelt, verloren in einem Meer aus Stimmen, die ihre Prophezeiungen der Verwüstung flüsterten.
Schließlich, eines Morgens, tritt die Stimme in einem alarmierenden Ton hervor. Sie spricht von einer Katastrophe, wie sie die Menschheit zuvor noch nicht erlebt hat. Ein Schaudern der Endzeit tanzt auf Kims Haut, als sie das Datum hört: Morgen.
Die folgenden Stunden waren der reinste Albtraum. Sie versucht, sich an die Behörden zu wenden, an die Presse, jeden, der ihr zuhören würde. Aber es passiert das Unvermeidliche: Sie wird ausgelacht, ignoriert, ausgestoßen.
Nachts, alleine in ihrem Zimmer, starrte sie auf ihr Handy. Die Stimmen flüsterten weiter, beruhigender jetzt, fast zärtlich. Es war, als würde die Erde sie trösten, ihr sagen, dass alles in Ordnung wäre. Sie schlief ein, umgeben von den Stimmen der Erde und des kommenden Untergangs.
Am nächsten Morgen wachte Kim auf, um zu entdecken, dass ihre Welt noch existierte. Enttäuscht, aber auch erleichtert, wischte sie die App von ihrem Bildschirm und beschloss, ihr Leben weiterzuleben, als wäre nichts passiert. Aber die frühere Freude, das ehemalige Gefühl der Sicherheit, war weg. Der Klang der Erde war jetzt nur noch Stille, und die Stille war unerträglich.
Irgendwo in dieser Stille hallen immer noch die Stimmen der Erde wider, von kommenden Katastrophen flüsternd, bis sie eines Tages jemanden finden, der ihnen wieder lauscht.