jeden Tag eine Geschichte
Schwarz wie die Nacht

Schwarz wie die Nacht

7

Es war eine stürmische Nacht, Regen prasselte gegen das Fenster und der Wind heulte durch die knarrenden Äste der Bäume. In einem kleinen Haus am Stadtrand saß Lisa, eine 18-jährige Studentin, alleine in ihrem Zimmer. Sie liebte Unwetter, besonders in der Nachtschicht. Mit einem warmen Tee in ihrer Hand und einem Buch in der anderen, entschied sie sich für einen gemütlichen Leseabend.

Mitten in ihrer Geschichte hörte sie plötzlich den Klang einer E-Mail-Benachrichtigung auf ihrem Handy. Ein leichtes Stirnrunzeln bildete sich, als sie die Absenderadresse sah: „unknown@noreply.org“. Der Betreff war einfach „Schwarz“. Neugierig öffnete sie die E-Mail. Es war nur ein Satz, geschrieben in tiefem Schwarz: „Dein Zimmer wird bald genauso…“.

Unbeirrt von der seltsamen Nachricht, schrieb Lisa es als einen Scherz von einem ihrer Freunde ab und ging zurück zu ihrem Buch. Das Unwetter draußen schien zuzunehmen und das Licht flackerte gelegentlich. Plötzlich ging das Licht komplett aus und ihr gesamtes Zimmer wurde in Finsternis getaucht.

Der angenehme Schauer, den sie zuvor verspürte, wich nun einer wachsenden Angst. Sie tastete nach ihrem Handy, aber die Batterie war tot. Ihr bangender Atem und das Pochen ihres Herzens vermischten sich mit den Geräuschen des Winds und des tobenden Regens.

Plötzlich hörte sie ein beunruhigendes Geräusch – das Flüstern eines unsichtbaren Wesens, das durch ihr Zimmer strich. Sie spürte, wie sich die Haare in ihrem Nacken aufstellten. „Schwarz wie die Nacht, schwarz wie das Grab“, flüsterte die Stimme. Sie konnte spüren, wie das Etwas näher kam. Es war kalt, so kalt.

Sie reagierte instinktiv und versuchte die Tür zu erreichen, um aus ihrem Zimmer zu fliehen, aber mit jedem Schritt, den sie machte, fühlte sie sich mehr und mehr eingeschlossen. Der schwarze Schleier in ihrem Zimmer schien immer dichter zu werden, bis sie schließlich gar nichts mehr sehen konnte. Es wurde kalt, bitterkalt, und dann – Stille.

Als der Morgen anbrach, wurde Lisas Tür von ihren besorgten Eltern geöffnet. Sie fanden ihr Zimmer in völliger Dunkelheit, die Vorhänge zugezogen, das Licht aus. Aber von Lisa fehlte jede Spur. Das einzige, was zurückblieb, war die Kälte, die ihren Raum erfüllte und die unauslöschliche Finsternis, die sich weigerte, der Morgensonne Platz zu machen.

Ihre Eltern versuchten alles, um Antworten zu finden, doch es blieb bei unzähligen Theorien und Vermutungen. Sie verständigten die Polizei, stellten Nachforschungen an, kontaktierten sogar paranormale Spezialisten. Aber nichts und niemand konnte Lisa finden oder erklären, was geschehen war.

Jedes Mal, wenn sie die Tür zu Lisas Zimmer öffneten, wurden sie mit unendlicher Dunkelheit und der eisigen Kälte konfrontiert. Die Schatten schienen sich zu bewegen, wisperten von Geschichten, die sie nicht verstehen konnten. Das Zimmer wurde versiegelt, ein nicht mehr betretbarer Teil ihres Hauses, ein Raum, gefüllt mit Dunkelheit und Mysterium, ein Raum, der schwarz war, wie die dunkelste Nacht…

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