Mitten in einer klaren, sternenübersäten Nacht, wurde Louie durch ein merkwürdiges Geräusch geweckt. Ein sanftes Flüstern, das durch sein Schlafzimmer wehte, unentschlossen, irgendwo zwischen dem alten knarrenden Parkettboden und der hohen vom Efeu bewachsenen Ziegelsteinmauer seines Hauses.
Ihm war bekannt, dass alte Häuser nachts unerklärliche Geräusche machen können, aber dieses Flüstern hatte etwas Anderes, Beängstigendes an sich. Es war, als ob Wörter durch den Wind gewebt wurden, unverständlich und doch suggestiv, wie der Singsang eines weit entfernten Liedes.
Gefangen zwischen Schlaf und Wachzustand, beschloss Louie, dem Flüstern nachzugehen und stieg aus seinem warmen Bett. Seine Füße berührten das kalte Holz des Fußbodens und eine Gänsehaut zog sich über seinen Rücken, während er Barfuß durch das dunkle Haus tapste.
Das Flüstern wurde lauter und gruseliger, als er den Korridor hinunterging, sich intensivierend, als ob es nach seiner Aufmerksamkeit verlangte. Und plötzlich spürte er, dass es Namen flüsterte – uralt und vergessen. „Eleanor… Benjamin… Ruth…“. Namen, die ihm seltsam vertraut vorkamen, obwohl er niemanden kannte, der so hieß.
Die Ursache des Flüsterns wurde ihm bald klar, als er unwillkürlich auf den alten, staubbedeckten Dachboden seines Hauses zusteuerte. Eine schauderhafte Welle der Erkenntnis durchfuhr ihn, als er die schwere Dachbodentür aufstieß und eine kalte, vergessene Luft ihn begrüßte.
An der Wand des Dachbodens hing eine große, alte Stammbaumtafel, die seit Generationen nicht mehr berührt worden war. Jeder Namen, den das Flüstern erwähnt hatte, stand deutlich in altmodischer Schrift auf dem Stammbaum. Eleanor… Benjamin… Ruth… Sie waren seine Vorfahren, wie ihm jetzt auffiel. Namen, die tief in seinem Unterbewusstsein verankert waren, aus Geschichten seiner Großeltern entnommen.
Aber der gruseligste Teil war, dass das Flüstern nicht mehr von draußen kam; es war hier, im Dachboden, eingeschlossen zwischen altehrwürdigen Kisten und vergilbten Fotografien. Und es wurde immer lauter und unmissverständlicher.
Argwöhnisch näherte er sich der Stammbaumtafel, das Flüstern wurde zu einer Stimme und die Stimme sprach zu ihm. Sie erzählte Geschichten von Tragödien und Liebe, von Betrug und Verlust. Geschichten, die in der Tiefe der Zeit verloren gegangen waren.
Schließlich sprach die Stimme seine eigenen Namen und ein furchtbares Wissen sickerte in ihn hinein. Ein Wissen, das die düsteren Geheimnisse seiner Vorfahren offenbarte, die jetzt seine eigene Seele bedrohten. Er fühlte eine plötzliche Kälte, die ihn durchdrang, als ob der Tod selbst seine Hand auf seine Schulter gelegt hätte.
Erschreckt stolperte er rückwärts und die alte Tafel fiel von der Wand, das Holz splitterte und brach unter dem Aufprall. Er stürzte die Treppe hinunter und rannte zurück in sein Zimmer, schloss die Tür hinter sich und vergrub sein Gesicht in den Kissen.
Aber das Flüstern war noch nicht vorbei. Es war nur leiser geworden, fast liebevoll. Den Rest der Nacht verbrachte er wach in seinem Bett und lauschte den Stimmen seiner Ahnen, die in der Dunkelheit flüsterten.
Am nächsten Morgen war das Haus still. Die Nacht des Flüsterns war vorbei, aber die Erinnerung daran würde Louie wohl für den Rest seines Lebens verfolgen. Und obwohl die Stille eine Erleichterung war, konnte er nicht anders, als sich zu fragen, ob die Stimmen wirklich verschwunden waren, oder ob sie nur auf die nächste Nacht warteten, um wieder zu flüstern.