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Im Bann der Dunkelheit

Im Bann der Dunkelheit

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Zac saß zusammengekauert auf seinem Schreibtischstuhl und starrte auf den schwarzen Bildschirm seines Laptops. Es war kurz nach Mitternacht. Die einzigen Geräusche in der Dunkelheit waren das monotone Summen des Computers und sein flaches Atmen.

Ein leichter Schweißfilm überzog seine Stirn während seine Augen über die spektrale Leere des ausgeschalteten Bildschirms huschten. Die Dunkelheit dahinter schien grenzenlos, ein schwarzes Loch, das jede Hoffnung verschlang. Es löste eine urzeitliche Angst in ihm aus. Die Angst vor dem, was sich im Dunkeln versteckte.

Plötzlich bemerkte er einen Schatten, der sich über den Bildschirm bewegte. Erschrocken riss Zac die Augen weit auf und starrte auf die dunkle Reflektion. Sein Herz schlug so laut, dass es den ruhigen Rhythmus der Nacht übertönte.

Die Gestalt war nicht mehr als ein flüchtiger Schatten. Aber es war dort. Zac wusste, dass er nicht allein war. Er wagte nicht, sich umzudrehen, festgelähmt von dem Grauen, das von der Dunkelheit ausging. Der Schatten bewegte sich wieder, diesmal deutlicher, gefolgt von einem leisen, unheimlichen Kratzen – wie Nägel, die über eine Glasoberfläche kratzten.

Zacs Herzschlag beschleunigte sich weiter, als das Geräusch näher kam. Er konnte die Dunkelheit fast spüren, die sich um ihn sammelte, kalt und drohend. Doch er blieb starr sitzen, unfähig eine Flucht zu starten oder um Hilfe zu rufen – gefangen im Bann der Dunkelheit.

Gänsehaut prickelte auf seinen Armen und ein kalter Schauer lief ihm über den Rücken. Die Gestalt hinter ihm wurde immer deutlicher, das unheimliche Kratzen immer lauter. Zac betete, dass es nur seine Einbildung war, dass er sich irgendwann umdrehen würde und nichts dort sein würde.

Und dann, plötzlich, verstummte alles. Der Schatten. Das Kratzen. Selbst Zacs Atem schien angehalten zu haben. Es war, als hätte sich die Dunkelheit selbst für einen Moment zurückgezogen.

Ein langer, entsetzlicher Schrei durchschnitt die Stille. Zac sprang mit einem Keuchen auf, stürzte infolge seines abrupten Ausbruchs mit dem Stuhl zu Boden. Er hockte sich auf alle Viere und wagte es nicht, aufzublicken. Er wusste, dass da etwas war. Etwas, das im Dunkeln lauerte. Etwas, das ihn beobachtete.

Mit zitternden Händen nahm er seinen Mut zusammen und schlug ein Streichholz an. Während die winzige Flamme tanzte und den Raum in ein flackerndes, unheimliches Licht tauchte, drehte er sich langsam um.

Über ihm erhob sich eine dunkle Gestalt. Sie war kaum mehr als ein flatternder Schatten, doch in den flammenden Augen glitzerte ein unheilvolles Leuchten. Zac öffnete den Mund um zu schreien, doch kein Ton kam heraus. Die Dunkelheit verschlang sein Wort, bevor es die Gelegenheit hatte, die Lippen zu verlassen – genau wie sie sein Herzklopfen verschluckt hatte.

Ein letzter Gedanke strömte durch Zacs Kopf, bevor die Dunkelheit ihn vollkommen umhüllte: „Selbst im Licht ist man nicht sicher vor der Dunkelheit.“

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