jeden Tag eine Geschichte
Gefangen in der Dunkelheit

Gefangen in der Dunkelheit

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Es war soweit. Heute war der Umzug ins neue Haus. Jana und Max, ihr kleiner Bruder, packten ihre letzten Sachen. Sie waren gebannt von der Vorfreude auf das Abenteuer, das sie erwartete. Ihr neues Zuhause, ein großes viktorianisches Anwesen, lag umgeben von tiefen Wäldern fernab der Stadt.

Das Anwesen war massiv und beeindruckend, mit spitzen Dachfirsten und hohen Fenstern. Doch es gab einen Raum, der den Kindern Unbehagen bereitete. Er lag rechts vom Treppenhaus und war immer dunkel, egal wie hell es draußen war. Das Licht wollte diesen Raum einfach nicht erhellen. Ihre Eltern sagten, sie sollten sich daran nicht stören, doch die Dunkelheit rief unaufhörlich nach ihnen.

Eines Nachts lag Jana wach in ihrem Bett. Sie dachte über den seltsamen, dunklen Raum nach. Sie verspürte den unwiderstehlichen Drang zu sehen, was sich in diesem dunklen Rätsel versteckte, so beschloss sie, hineinzugehen. Sie packte ihre Taschenlampe und schlich leise zur Tür des dunklen Raumes.

Als sie die Tür geöffnet hatte, wurde sie von absoluter Dunkelheit verschluckt. Die Dunkelheit war nicht nur visuell, sie konnte sie auch fühlen, auf ihrer Haut, in ihrem Atem. Es war, als würde diese Dunkelheit sie einhüllen und von der Außenwelt abschneiden.

Plötzlich hörte sie ein Geräusch, leise, aber nahe. Es war ein Flüstern, ein Kichern. Sie richtete ihre Taschenlampe in die Richtung aus der das Geräusch kam, doch sie sah nichts. Sie versuchte aus dem Raum zu fliehen, aber die Tür war verschwunden. Panisch sah sie in der Dunkelheit umher, doch da war nichts. Nichts. Nur Dunkelheit.

Sie schrie und rief nach ihren Eltern, aber keine Antwort kam. Nur das Kichern und Flüstern wurde lauter und angsteinflößender. Sie versuchte, noch stärker zu schreien, aber kein Ton kam aus ihrem Mund. Stattdessen drang das Kichern bei jedem Versuch, zu schreien, in ihren Mund und erfüllte sie mit Dunkelheit.

Es vergingen Stunden, Tage oder sogar Wochen; sie wusste es nicht. Die Dunkelheit umarmte sie, kitzelte ihre Sinne und spielte mit ihrer Wahrnehmung. Sie konnte nichts sehen, nicht einmal ihre Hände, aber sie war nicht allein. Das Gefühl von kalten Fingern auf ihrer Haut, das Wispern in ihrem Ohr, es war ein endloser Albtraum. Bis sie schließlich aufgab.

Am nächsten Morgen fanden ihre Eltern ihr leeres Zimmer. Der dunkle Raum war verschwunden, wie wenn er nie existiert hätte. Das Flüstern und Kichern war weg, nur die gewöhnlichen Geräusche des Hauses blieben. Nur Jana war verschwunden, gefangen in der Dunkelheit, die sie so fasziniert hatte.

Die Geschichte von Jana ist eine Warnung. Eine Dunkelheit, die wir nicht verstehen, sollte niemals herausgefordert werden. Denn wir wissen nie, was sie zu verbergen hat. Oder was sie mit uns machen kann, wenn wir zu nahe kommen.

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