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Frostgrab

Frostgrab

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Es war ein unglaublich kalter Wintermorgen, an dem der junge Jason durch die schneebedeckten Felder seiner Heimatstadt schlenderte. Die atemberaubend weiße Landschaft unter dem grauen Himmel wirkte beinahe überirdisch friedlich. Doch in der Stille verbarg sich ein dunkler Schatten, der todbringende Kälte verbreitete.

Die städtische Legende erzählte von einem alten Grab, dem sogenannten Frostgrab, das sich irgendwo in den tiefen Feldern verbarg. Es hieß, jeder, der es finden und berühren würde, wäre an der grausamen Unsterblichkeit der endlosen Kälte gefangen. Jason, der junge, neugierige und abenteuerlustige Junge, hatte es sich, trotz aller Warnungen, zum Ziel gemacht, dieses Grab zu finden.

Nach stundenlanger Suche und fast aufgegeben, stieß er auf einen leicht erhöhten Grabhügel, umringt von silberglänzenden Eiszapfen, die von den nackten Zweigen der umstehenden Bäume hingen. Gänsehaut durchzog seinen schmalen Körper, als er eine unbeschreibliche Kälte spürte, die sich über seinen Körper ausbreitete. Ohne zu zögern, streckte er seine behandschuhte Hand aus und berührte die frostbedeckte Steinoberfläche.

Kaum hatte er das Grab berührt, wurde die frostige Kälte beinahe unerträglich. Sein Atem hinterließ vor seinen Lippen eine dichte, lang anhaltende Wolke, während im Hintergrund ein sturmähnliches Heulen die scheinbare Stille zerriss. Dann… Dunkelheit.

Als er wieder zu sich kam, lag er nicht länger in den schneebedeckten Feldern. Stattdessen lag er auf dem kalten Boden einer frostigen Gruft. Die Wände glitzerten von Eis und Schnee. Der Ausgang war versperrt durch eine Schneewand. Auf einem steinernen Altar in der Mitte der Gruft lag ein alter, zerbrochener Spiegel. Als Jason hineinblickte, erkannte er sein eigenes, eisblau gefrorenes Gesicht, das ihn aus leeren Augen anstarrte.

Panik überkam ihn. Er wollte schreien, doch seine Stimme blieb stumm in der eisigen Kälte. Er schlug gegen die verschlossene Tür, doch seine Hände prallten nur mehr und mehr gegen die Eisschicht. Mit der drängenden Erkenntnis, dass das Frostgrab ihn gefangen genommen hatte, sank er hilflos auf den kalten Boden.

Ein nie endender Winter hatte ihn eingehüllt. Und mit jedem Atemzug wuchs die Kälte in ihm, raubte ihm die Wärme, die Atmung, das Leben. Er war in das Frostgrab verbannt, das ihn nun für immer gefangen hielt.

Als der Frühling in die Stadt zurückkehrte, fanden die Einwohner Jasons verwaschene Spuren im Schnee, die zu dem geheimnisvollen Grab führten. Doch von Jason war nie wieder etwas zu sehen.

Jedes Mal, wenn ein bitterkalter Wind durch die Stadt fegte und den Schnee über die Felder trieb, wurde die Legende des Frostgrabes weiter erzählt. Die endlose Kälte erinnerte alle an Jasons Warnung, und dass die Neugier aber auch Tod bedeuten könnte.

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