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Flüsterpfade

Flüsterpfade

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Es war ein ruhiger Vorort, wo die Meisten die Nachbarsnamen wussten. In letzter Zeit jedoch war etwas Auffälliges passiert. Die Dunkelheit und Stille der Nacht wurden durch ein leises Flüstern gestört, das aus den Pfaden im nahe gelegenen Wald emanierte. Niemand konnte genau feststellen, woher es kam oder was es sagte, aber es war genug, um das Unbehagen in der Nachbarschaft zu wecken.

Neugierig und furchtlos, beschlossen vier Jugendliche, der Sache nachzugehen. Mit Taschenlampen bewaffnet, betraten sie den Wald, der sie mit dichtem Nebel und dem hypnotischen Geräusch summender Insekten begrüßte. Aber mit jedem Schritt, den sie weiter in das Herz des Waldes machten, wurde das Insektensummen von dem leisen, schemenhaften Flüstern übertönt.

Sie folgten den Pfaden, die sich wie verschlungene Schlangen durch den Wald schlängelten. Plötzlich, fast wie auf Kommando, begannen ihre Taschenlampen unregelmäßig zu flackern und gingen dann vollständig aus. Ein kalter Windstoss ließ den Wald erzittern und das Flüstern wurde lauter, es kam von allen Richtungen und schien Wörter zu formen.

„Geht weg… Lauft… Gefahr…” konnten sie heraushören, als ob die verblühten Bäume selbst vor irgendetwas warnten. Angst und Unsicherheit verbreiteten sich unter den Jugendlichen wie eine Seuche. Ein Mädchen, namens Mia, schrie auf, als sie plötzlich eine kalte, unsichtbare Hand spürte, die ihre Schulter umklammerte. Sie zitterte am ganzen Körper und konnte nicht mehr sprechen. Ihre Freunde, in Panik versetzt, entzündeten schnell ihre Handytaschenlampen und sahen, wie Mia vom unsichtbaren Griff befreit wurde und zu Boden fiel.

Bevor sie jedoch Mia helfen konnten, hörten sie ein heiseres, düsteres Grollen. Es kam von einem dunklen Pfad, der zu einer alten, zerfallenen Hütte führte. Das Flüstern wurde kräftiger und formte wiederholt dieselben Wörter: „Lauft… jetzt…”

Sie fühlten den eisigen Hauch des Todes auf ihren Nacken und für einen Moment war ihre Furcht größer als ihre Neugierde. Sie rannten, stolperten und fielen, konnten aber schließlich die gruselige Umarmung des Waldes hinter sich lassen. Sie brachten Mia nach Hause und schworen sich, die Erlebnisse dieser Nacht nie wieder zu erwähnen.

Die Geschichte der Flüsterpfade wurde zum stummen Geheimnis des Vorortes, während die nächtlichen Flüstern weiterhin durch die stillen Straßen hallten. Wie ein dunkles Lied, das auf den Ohren der Schlafenden spielte und eine ständige Erinnerung an die unbekannte Präsenz im tiefen Herzen des Waldes war. Alle Fragen blieben unbeantwortet. Was war dieses Flüstern? Warum warnte es sie? Welche Gefahr verbarg sich in den Tiefen der Wälder? Und warum war es erst jetzt hörbar geworden?

Die neugierigen, aber ängstlichen Bewohner konnten nur Vermutungen anstellen. Etwas war erwacht, etwas, das die Grenzen zwischen dem Reich der Lebenden und dem der Toten mühelos zu durchbrechen schien. Das tröstende Gefühl der Sicherheit wurde durch Ängste und Albträume ersetzt. Sie verstanden, dass sie nicht allein waren und nein, sie waren nicht die einzigen Bewohner ihrer Stadt. Sie lebten lediglich in der Blindheit dessen, was in der Dunkelheit lauerte und jetzt endlich seine Stimme gefunden hatte.

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