Es war ein kristallklarer Herbstabend. Tom, ein zielstrebiger junger Mann mit gewinnendem Lächeln, beschloss, eine Abkürzung durch den Wald zu nehmen, um zu seinem Zuhause zu gelangen. Plötzlich erstreckte sich vor ihm ein ungewöhnlicher Pfad, bedeckt mit scharfen Dornen.
Stolz, mutig und ein wenig abenteuerlustig, wie er war, beschloss Tom, den Pfad zu betreten. Seine Neugier wirkte erfüllend, als hätte er ein altes Geheimnis aufgedeckt. Die Dornen kratzten an seinen Hosen, aber er ignorierte den Schmerz und ging weiter, tiefer in den finsteren Wald.
Je weiter er ging, desto dicker und giftiger schienen die Dornen zu werden. Sie rissen an seiner Kleidung, zogen blutige Spuren auf seiner Haut. Nahm sich eine Fackel aus seinem Rucksack, um den Schatten zu vertreiben, und setzte seinen Weg fort. Doch… Waren das Schreie, die er aus der Tiefe des Pfades hörte? Unsicher schüttelte er den Gedanken ab und ging weiter.
Vor Schreck erstarrte er, als er einen dunklen Schatten am Ende des Dornenpfades sah. Einen humanoiden Schatten, der sein Bewusstsein mit Stichen der Angst durchbohrte. Dennoch schlich er weiter, getrieben von einer unaufhaltsamen Mischung aus Geheimnis und makabrem Reiz.
Als er endlich am Ende des Pfades stand, erstreckte sich vor ihm eine riesige Schlucht, in der die Schatten tanzten. In ihrer Mitte stand der dunkle, humanoiden Schatten, der ihn nun mit grün leuchtenden Augen anstarrte. Eine eiskalte Hand griff nach seinem Herzen, aber er schaffte es irgendwie, nicht in Panik auszubrechen.
Der Schatten löste sich auf und verwandelte sich in eine Gestalt mit grauenerregendem Aussehen. Eine Kreatur, die weder menschlich, noch vollständig tierisch war, stand vor ihm, das Gesicht von Dornennarben durchzogen. Sie richtete ihre Klauen nach ihm aus und sagte mit einer Stimme, die an das Rascheln von welkem Laub erinnerte: „Der Pfad verlangt seinen Tribut“.
Bevor er reagieren konnte, stürzte die Kreatur auf ihn zu, packte ihn am Arm und schüttelte lachend ihre Klaue. Der junge Mann schrie auf vor Schmerz, sein Blut färbte den Dornenpfad rot. Dann ließ die Kreatur von ihm ab und er sank zu Boden. Allmählich verschwamm seine Sicht, bis er nur noch die silbrigen Sterne am Himmel erkennen konnte.
Tom erwachte kurz vor Sonnenaufgang im Wald. Er schaute sich um und entdeckte, dass der Dornenpfad verschwunden war, als hatte er nie existiert. Sein Arm schmerzte furchtbar und er konnte die tiefe Wunde sehen. Es war kein Traum gewesen. Neben ihm lag eine von Dornen umschlungene Fackel. Entsetzt erkannte er, dass die blutigen Dornenringe sich an der Oberfläche der Fackel bewegten, als würden sie leben.
Das Unbehagen ließ Tom die Worte der Kreatur erneut durch den Kopf jagen: „Der Pfad verlangt seinen Tribut“. Was hätte das bedeuten können? Er schüttelte müde den Kopf und sah zur Sonne, die gerade über den Baumkronen aufging. Vielleicht hatte er das alles nur geträumt. Vielleicht war der Dornenpfad einfach nur eine Metapher für die schwierigen Wege, die wir alle im Leben gehen müssen.
Er drehte sich um, um den Pfad zu verlassen, der ihn zu diesem gruseligen Ort gebracht hatte. Aber vor ihm, wo einst der Dornenpfad lag, war nichts als purer, schwerer Nebel. Er drückte seine Armwunde, seufzte tief und trat in den Nebel ein. Nur darin lag nun sein Weg nach Hause.
Als Tom einige Zeit später aus dem Wald stolperte, schien die Wunde in seinem Arm seltsam verheilt – fast als wären Jahre vergangen. Er warf einen letzten Blick zurück zu dem dunklen, nebligen Wald und fröstelte bei dem Gedanken an das, was sich dort verbarg.