Ian klammerte sein Smartphone fest, während er sich in die dunklen Ecken der verfallenen Stadt wagte. Die hoch aufragenden Ruinen wirkten bedrohlich, wie eine Erinnerung an eine längst vergangene Zeit. Seit Jahrzehnten war die eigentümliche Stadt verlassen und die Geschichten, die sie umgaben, wurden mit jedem erzählten Mythos gruseliger.
Er war ein anerkannter urbaner Forscher, ein ‚Exploranaut‘, und dieser Ort war sein ultimativer Fund. Das digitale Auge seiner Kamerafunktion nahm jedes schwache Licht und jeden Schatten auf. Ian fühlte sich lebendiger, als je zuvor.
Plötzlich flackerte sein Handy auf, ein eingehender eingehender Anruf. Es war eine unbekannte Nummer. Zögernd nahm er den Anruf entgegen und lauschte gespannt.
„Verlassen Sie sofort die Stadt,“ flüsterte eine krächzende Stimme. Es hörte sich an, als ob sie Worte nur mit äußerster Anstrengung formen konnte. Vor Schreck ließ er fast sein Handy fallen.
„Wer ist da?“ Ian versuchte, seine Nerven zu beruhigen, doch die Stille am anderen Ende der Leitung wirkte drückend. Plötzlich wurde der Anruf beendet.
Entschlossen, diese Drohung nicht auf sich sitzen zu lassen, machte Ian weiter, entschlossen, das Geheimnis dieser Stadt zu lüften. Er zog weiter in das dunkle Labyrinth und mit jeder Straße, jedem Gebäude, wuchs die Anspannung in ihm.
Irgendwie wurde sein Handy plötzlich schwer und seine Akkuladung begann rapide zu sinken. Erst von 80% auf 50%, dann auf 20%. Innerhalb von Sekunden war es tot. Erschrocken versuchte Ian, es wieder einzuschalten, aber jede Anstrengung war vergebens.
In der Ferne hörte er ein seltsames Geräusch. Es war ein Flüstern, ein Schleifen und eine unaussprechliche Melodie. Es war, als ob die Stadt selbst ihm etwas zuflüstern würde. Dann wurde es plötzlich still. Totenstill.
Bei dem Versuch, seinen Weg zurück zu finden, wurde er immer tiefer in die Ruinen hineingezogen. Plötzlich bemerkte er eine Bewegung in seinem Augenwinkel. Ian drehte sich um und starrte in die unnatürliche Dunkelheit.
Er konnte deutlich eine schemenhafte Gestalt sehen, die auf ihn zu kam. Zuerst hatte er das Gefühl, dass es sich um einen anderen urbanen Forscher handelt. Doch eine schauerliche Erkenntnis überkam ihn, als diese Gestalt immer näher herankam. Es war keine lebende Person, sondern ein durchscheinendes Wesen mit tiefen, schwarzen Augenhöhlen und einer schwebenden Struktur.
Die folgenden Sekunden verschwammen in einer Flut aus Angst und Panik. Ian wusste nicht, wie er da rauskam, oder was mit ihm passierte. Seine Erinnerungen, seine Existenz selbst, begannen zu verblassen.
Am nächsten Morgen fanden einige lokale Passanten Ians verlassenes Auto. In den folgenden Tagen versuchten mehrere Retterrungsteams, ihn zu finden. Doch Ian war spurlos verschwunden, als wäre er nie dagewesen. Das einzige, was übrig geblieben war, war sein Handy, das mysteriöserweise am Rand von Stadt lag, ohne jegliche Akkuladung, aber mit einem Anrufverlauf und einer Nachricht: „Verlassen Sie sofort die Stadt.“
Die Geschichten der toten Stadt wuchsen, wurden gruseliger und die Ruinen wurden für immer unter Quarantäne gestellt. Ian wurde eine weitere Legende der toten Stadt, ein weiterer Mythos, der mit jedem erzählten Schauer hinzugefügt wurde. Doch die Frage, die immer zurückkam, war: Hatte die Stadt ihn genommen oder war er nur durch sie hindurchgegangen? Ist er wirklich verschwunden oder ist er nun ein Teil der toten Stadt?