Es war eine der kaltesten Nächte, die die kleine Stadt Farnsworth je erlebt hatte. Die winzigen Schneeflocken tanzten wie puderzuckerbestreute Tänzerinnen durch die menschenleeren Straßen, während der Frost alles in seiner Reichweite in eine schillernde Eislandschaft verwandelte.
In einem einsamen Haus am Rande der Stadt, eingeschneit und von der Außenwelt abgeschnitten, saßen die Brighton-Geschwister, Hazel und Peter, am lodernden Kaminfeuer. Ihre Eltern waren in der Stadt, als der Schneesturm hereingebrochen war, und nun warteten sie nervös auf deren Rückkehr.
Als sie die verstörende Melodie des Windes, die wie das Klagen einer gequälten Seele klang, draußen hörten, zogen sie sich enger aneinander. Plötzlich, mitten im Heulen des winterlichen Windes, konnten sie einen tiefen, grollenden Atemzug hören. Es klang, als ob etwas Riesiges außerhalb ihres Hauses Luft holte. Ein eisiger Schauer lief ihnen über den Rücken, und sie starrten entgeistert auf die von Frost bedeckten Fenster.
Dann kamen die Schatten. Sie schlängelten sich über Wände und Decken, formten unnatürliche, fast monströse Figuren, die sich im flackernden Feuerschein bewegten. Die Kinder sahen zu, wie die Schatten sich näherten, ihr Atem gefror und ihre Herzen rasten.
Und wieder hörten sie den Atem. Langsam und tief, wie das Hecheln eines Raubtiers. Es kam näher und näher, bis sie das Gefühl hatten, dass es direkt vor ihnen stand. Verängstigt sahen sie einander an, als plötzlich die Tür des Hauses aufschwang.
Ein ohrenbetäubendes Quietschen füllte den Raum, gefolgt von dem kalten, beißenden Wind des Winters, der das Feuer im Kamin zum Verlöschen brachte. Sie saßen da, geduckt und mit angehaltenem Atem, und warteten auf das Unvermeidliche.
Dann hörten sie den Atem wieder, diesmal direkt neben sich. Sie konnten nichts sehen, nur den Klang des Atems und das eisige Gefühl, das die Atmosphäre durchdrang. Und dann fühlten sie es – ein kaltes, knochiges Etwas, das sanft ihre Schulter berührte. Ein schrilles Kreischen entfuhr ihren Kehlen, während sie um ihr Leben rannten und sich in ihrem Zimmer einschlossen.
Sie hörten Schritte, die sich durch das Haus bewegten, begleitet von diesem tiefen, grollenden Atem. Die Tür zu ihrem Zimmer begann sich zu öffnen, und sie strengten sich an, sie von innen zu blockieren. Aber die Tür gab nach, und sie sahen sich dem kalten, unsichtbaren Lebewesen gegenüber.
Aber statt des erwarteten Todes hörten sie eine vertraute Stimme. Es war ihre Mutter, die erschrocken nach ihnen rief. Sie schauten auf und sahen ihre Eltern, schwach beleuchtet vom scheußlichen Wintermond. Sie waren nicht alleine im Sturm stecken geblieben, sie hatten Hilfe geholt. Es war der Stadtschreier, ein großer, bulliger Mann, bekannt für sein lautes Organ und seinen schweren Atem.
Die Kälte, die Schatten, der Atem – alles war echt, aber nichts war übernatürlich. Es war nur der Atem des Winters, der sich als Monster verkleidet hatte, um ihre Fantasie zu terrorisieren. Die Brighton-Geschwister brachen in erleichtertes Lachen aus, aber ein kleiner Teil von ihnen konnte die Erleichterung nicht ganz akzeptieren. Denn draußen, gegen das Heulen des Windes, hörten sie immer noch diesen tiefen, grollenden Atem – länger und lauter als der Atem des Stadtschreiers.