jeden Tag eine Geschichte
Dämmerung der dunklen Wälder

Dämmerung der dunklen Wälder

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Die Menschen des verschlafenen Küstenorts shimmered im purpurnen Abglanz der untergehenden Sonne. Avaleene war ein Ort, wo die Zeit stehen zu bleiben schien. Eingeklemmt zwischen dem rauen Ozean und den ausgedehnten Kornfeldern war es eine Oase der Ruhe. Bis heute.

Die Kinder spielten im staubigen Schotter der Straße, als das Brummen des über den Horizont kriechenden LKWs sie unterbrach. Sie blieben stehen und beobachteten die Silhouette des monolithischen Fahrzeugs, das sich näherte. Eine stumme Furcht kroch unter ihren hellen Jadegrünen Augen hervor.

Der LKW hielt vor dem alten Rathaus – einem bröckelnden Gebäude, das die Gestalt eines ruhigen Wächters annahm. Daraus sprang eine hagere Figur, die aussah wie ein Wrack, bedeckt mit Schmiere und Staub, der die einst weiße Uniform befleckte. Mit ihm kam der sagtumwobene Kasten: Ein Schließfach aus altem, morschendem Holz, eingebrannt mit finsteren Runen, die in den Wind gezischte Flüche zu murmeln schienen.

Aus der Menge trat ein alter Mann hervor, der Bürgermeister. Mit tiefer Besorgnis in den Augen betrachtete er den Kasten und schloss ihn auf. Innendrin, ein schwarzer Kristall, pechschwarz und angsteinflößend. Er strahlte Finsternis aus, so dunkel, dass sie das Licht des Sonnenuntergangs zu verschlucken schien. Von der Gemeinde standen nur wenige zurück, der Rest war in Angst und Schrecken vor dem Unbekannten gefangen. Die Kinder wurden von ihren besorgten Müttern weggelenkt, ihre Augen fest auf den Boden gerichtet.

Und dann begann es. Ein Wispern waberte durch die Luft, ein geisterhaftes Stimmengewirr, das die Stille des Abends durchdrang. Die Menschen begannen umzufallen, von einem awürgenden Husten ergriffen, während das Wispern zum Schreien anstieg. Ein unheimlicher Nebel, schwarz wie die tiefste Nacht, entwich dem Kristall und breitete sich aus, bis er jedes Haus, jede Straße und jedes Feld erfasste.

Die Dunkelheit nahm alles hinweg, die Sonne, den Himmel, die Sterne. Avaleene, einst ein Leuchtfeuer der Stille und des Friedens, wurde in eine unendliche Weite der Dunkelheit umgewandelt. Jeder Versuch, die Stadt zu verlassen, endete in katastrophalem Versagen. Autos stürzten in den Fluss, Menschen liefen kopflos in das Kornfeld und kamen nie mehr zurück. Alle Kommunikationswege waren abgeschnitten. Avaleene wurde von der Außenwelt abgeriegelt, gefangen in einer endlosen schwarzen Nacht.

Unter der ewigen Dunkelheit gedieh ein neues Leben. Schatten erschienen, heulend und winselnd, in den Schluchten der Dunkelheit. Sie jagten die Bewohner, die in ständiger Furcht und Dunkelheit lebten. Türen und Fenster wurden verbarrikadiert, Kerzen vergingen in der Zeit, bis sie ganz verschwanden.

Avaleene, das einstige Küstenparadies, wurde zur Hölle auf Erden, eingehüllt in ewige Dunkelheit und unter dem Joch der Schattenverdammten. Die Überlebenden, gefangen in der Dunkelheit, mit niemandem mehr zum Reden, niemandem zum Zuhören. Gejagt und verängstigt, gefangen in einer ständigen Dämmerung.

Die wahren Schrecken liegen jedoch nicht in den sich manifestierenden Schatten oder der ausgelöschten Sonne. Das wirklich Beängstigende ist der Verlust der Hoffnung, die Isolation und die endlose Dunkelheit. Wie lange es dauern wird, bis die letzte Kerze erlischt, kennt niemand. Die Dunkelheit wird jedoch weiterhin lauern, mit der Grausamkeit des Unbekannten und der Verschlingung der Dämmerung der Verdammten.

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