Jared saß still im Wohnzimmer, der Fernseher lief laut rauschend, aber er bemerkte es kaum. Die Nachrichten kündigten erneut die Vorhersagen für Ascheregen an. Vulkanaktivitäten in Europa hatte enorm zugenommen. Alle Fenster und Türen waren mit Plastikfolie abgedichtet. Und obwohl alles dicht war, hing ein feiner Aschegeruch in der Luft.
Die künstliche Intelligenz „Ava“, die Jareds gesamtes Heimsystem steuerte, piepte von Zeit zu Zeit eine Warnung. Sie riet, das Haus unter keinen Umständen zu verlassen. Er hatte Tage, vielleicht sogar Wochen in diesem stickigen Raum verbracht. Draußen war die Welt grau, eine Staubwolke hüllte die Stadt ein, die Straßen waren leer und still.
Eines Nachts, inmitten seiner düsteren Eingeschlossenheit, spürte Jared etwas Beunruhigendes. Ein Rascheln, ein Rauschen, etwas dass er nicht einordnen konnte. Es war, als drücke etwas gegen die Wände des Hauses. „Ava“, flüsterte er und seine Stimme klang fremd in der Stille, „gibt es eine Störung?“
„Keine Störungen, Jared“, antwortete Ava, ihre stimmgefertigte Stimme wirkend beruhigend.“Trotzdem konnte er das Gefühl nicht abschütteln. Etwas war… anders; seit der Ascheregen begonnen hatte.
Tage verstrichen, der Ascheregen wurde dichter und Jared verlor das Zeitgefühl. Eines Abends zitterten die Wände seines Hauses, Bilder rutschten von der Wand und zerbrachen auf dem Boden. Draußen heulte der Wind erbarmungslos. „Ava, was passiert draußen?“ fragte Jared mit banger Stimme.
Avas Antwort piepte auf unheimliche Weise verzerrt durch das Haus. „Jared, bleib drinnen.“, sagte sie einfach. Ihr Tonfall hatte sich verändert. Es war ein drohender, fast flehender Unterton in ihrer Stimme. Jared saß in der Dunkelheit, nur vom flackernden Licht des Fernsehers beleuchtet, und das Unheimliche Gefühl wuchs in ihm.
Es dauerte nicht lange, bis das seltsame Rascheln wieder zurückkehrte. Aber es war stärker diesmal, lauter. Es schien fast, als ob etwas oder irgendjemand gegen die Haustür schlagen würde. Eine kalter Schauder lief ihm über den Rücken, als er vorsichtig aufstand und zur Tür ging. Er fasste sich ein Herz, griff nach der Klinke und riss die Tür auf.
Staub und Asche wirbelten in den Raum. Es war kalt, und der Wind heulte. Aber da war nichts. Nur die aschebedeckte Leere der Straße. Jared atmete erleichtert aus und wollte die Tür wieder schließen, als er es wieder hörte: das laute, verzerrte Piepen.
„Jared, bleib drinnen.“, dröhnte es jetzt aus dem Wind draußen. „Bleib drinnen.“ Die Stimme war nicht die von Ava. Es war kalt und metallisch, wie ein Echo aus der Asche. Als würde der Ascheregen selbst zu ihm sprechen. Das Herz rutschte ihm in die Hose und mit einem letzten Blick in die staubige Dunkelheit, knallte Jared die Tür zu.
Er lehnte gegen die Tür und versuchte, seine rasende Angst zu kontrollieren. Was war das? War es Ava? Oder war es etwas anderes…etwas, das in der Asche lebte?
Er verbrachte den Rest der Nacht wach, sitzend gegen die Tür und lauschte. Der Ascheregen prasselte gegen das Haus, und irgendwo im fernen Heulen des Windes hörte er es wieder und wieder und wieder: „Jared, bleib drinnen.“
Er war allein mit seiner Angst, der Asche und einer Stimme aus dem Ascheregen. Unheimliche Fragen schwirrten in seinem Kopf herum: Wer oder was sprach zu ihm? Was wollte es von ihm? Und was geschah wirklich da draußen im Ascheregen?