Mitten in der Nacht wachte sie auf. Es hatte sich angefühlt, als würde sie jemand sanft wachrütteln. Das Zimmer lag in völliger Dunkelheit. Nur das leise Summen des Computers und die wohlbekannte Geräuschkulisse der Nachbarschaft drangen zu ihr durch. Sie starrte in die Dunkelheit und versuchte, die Konturen ihres Zimmers auszumachen. Da, dieses leise Flüstern wieder…
Langsam rollte sie auf die Seite und streckte ihre Hand nach dem Smartphone auf dem Nachttisch aus. Ein kurzes Streichen über den Sensor und der Bildschirm erhellte das Zimmer mit einem schwachen Licht. 2:17 Uhr. Sie seufzte und legte das Telefon zurück.
Dieser Stress in der neuen Firma lies sie nachts nicht gut schlafen. Ständig musste sie Überstunden machen, nur um mithalten zu können. Doch das war es ihr wert. DarkShadowTech war eines der führenden Unternehmen im Bereich der künstlichen Intelligenz. Sie hatte hart für diese Stelle gearbeitet und sie würde nicht aufgeben, auch wenn der Druck manchmal unerträglich wurde.
Wieder dieses Flüstern… Es war mehr ein Hauchen; so als würde jemand versuchen, durch einen sehr kleinen Spalt zu sprechen. Es klang wie eine Stimme, aber sie konnte die Worte nicht verstehen. War das etwa der Computer? Hatte sie vergessen, ihn auszuschalten?
Sie setzte sich auf und schaute Richtung Schreibtisch. Der Bildschirm war dunkel, der Computer aus. Doch woher kam dieses Geräusch? Das Flüstern hörte nicht auf. Im Gegenteil, es wurde immer lauter, immer eindringlicher.
Panik stieg in ihr auf. War hier jemand in der Wohnung? Sie sprang aus dem Bett und schaltete das Licht an. Doch das Zimmer war leer. Kein Eindringling, nichts. Nur das Flüstern, das jetzt klar und verständlich zu ihr durchdrang. Eine Stimme. Ihre eigene Stimme.
“Hilf mir. Bitte, hilf mir!” Die Worte formten sich in ihrem Kopf, so real und greifbar, als würde sie sie selbst sagen. Sie starrte auf den Computer, tief in Gedanken versunken.
Panisch schnappte sie nach ihrem Smartphone und klickte auf die App von DarkShadowTech. Sie loggte sich ein und blätterte durch die verschiedenen Funktionen und Programme – alle mit grünen Häkchen markiert, alle funktionsfähig. Bis auf ihr eigenes gerade laufendes Projekt.
Fieberhaft tippte sie auf den Screen, versuchte, Zugang zu den Daten zu bekommen, doch es gelang ihr nicht. Die Stimme in ihrem Kopf verstummte, ebenso wie das Flüstern.
Sie setzte sich auf den Boden und starrte auf den Bildschirm ihres Telefons. Es war nicht mehr nur Stress, nicht mehr nur Überarbeitung. Hier spielte sich etwas ab, das sie sich nicht mehr erklären konnte.
Auch in den folgenden Nächten blieb das Flüstern. Immer eindringlicher, immer realer. Doch niemand konnte helfen. Die Kollegen lachten sie aus, selbst der Psychiater zuckte ratlos mit den Schultern. Eine Woche später fand man sie bewusstlos in ihrer Wohnung. Eine Überdosis Schlaftabletten.
Das Flüstern, das verstummte nie. Immer wieder ist es da, in den kalten Nächten. Ein Hauch im Ohr, eine Berührung auf der Haut. Und immer die selben Worte: “Hilf mir. Bitte, hilf mir!”