Es war ein Tag wie jeder andere. Mira, eine belebte Digitale Influencerin, war mit ihren täglichen Arbeiten beschäftigt. Ihr nächstes Foto-Shooting war draußen, in der kalten Winterluft. Sie hatte eine besondere Faszination für die Kälte entwickelt, fand es mysteriös, wie sie einem das Gefühl gab, zu umarmen und gleichzeitig zu lähmen. Allerdings hatte sie nicht erwartet, dass die dunkle Seite der Kälte heute direkt vor ihr auftauchen würde.
Mira und ihr Fotograf waren an einem abgelegenen Ort außerhalb der Stadt, perfekt beleuchtet durch den klaren sternenhellen Himmel und die schneeweiße Landschaft. Sie stellten die Ausrüstung auf, um die kommenden Stunden zu fotografieren. Mira zog ihre wolfsgrauen Winterklamotten an, um die bittere Kälte abzuhalten, und posierte gekonnt für die Kamera. Sie machten ihre letzten Fotos für den Tag, als das merkwürdige Gefühl, beobachtet zu werden, sie überkam. Mira schaute sich um. Nichts. Keine andere lebende Seele war weit und breit zu sehen, nur endlose weiße, kalte Strecken.
Das Gefühl hörte aber nicht auf. Es wuchs stärker und begann, sie zu besessen. Keine Ahnung, warum oder woher es kam. Sie fühlte sich unwohl und bat ihren Fotografen, für den Tag abzublasen. Auf der Fahrt zurück, schien ihr Kopf mit Fragen überfüllt. Warum hatte sie das Gefühl, an diesem friedlichen Ort überwacht zu werden? Und warum konnte sie die Kälte spüren, die sie umarmte, obwohl sie warm eingepackt war?
Zuhause konnte sie nicht schlafen. Ihre Gedanken kreisten unentwegt um das, was passiert war. Bis ihr Handy mit einer Benachrichtigung aufleuchtete – sie hatte gerade ein Foto erhalten. Es war das letzte Foto des Tages, aufgenommen von ihrem Fotografen. Auf dem Bild sah man Mira umringt von der Schönheit des winterlichen Ortes, posierend im Licht des halben Mondes. Aber ihre Augen richteten sich auf ein Detail, das ihr bisher entgangen war. Etwas Dunkles, fast unsichtbar am Rand des Rahmens. Es sah wie eine melancholische menschliche Silhouette aus, eingehüllt in der eisigen Kälte, die sie umgab.
Mirklam entfiel ihr Handy und klirrte auf dem Boden. Eine plötzliche Böe eisiger Wind beugte sich durch ihr Fenster und durchdrang ihren gemütlichen Raum. Sie zitterte und hielt ihre Arme fest, schließend die Augen, um sich zu schützen. Der plötzliche Kälteschauer und die Silhouette auf dem Foto ließen ihre Gedanken wieder auf die Erfahrung des Tages zurückkehren. Zum ersten Mal in ihrem Leben spürte sie eine intensive Angst.
Das nächste, was sie empfand, war eine eisige Berührung an ihrer Schulter. Sie drehte sich langsam um und sah eine dunkle, nebelhafte Gestalt, die gleiche wie auf dem Foto, in der Ecke ihres finders, das Zimmer stand. Seine Augen funkelten in der Dunkelheit, und Mira konnte einen Hauch von Melancholie und Verzweiflung erkennen. Sie wollte schreien, weghauen, aber sie konnte sich nicht bewegen. Sie fühlte wieder jene eisige Kälte, die sie umarmte, und sie war wieder gelähmt.
Die dunkle Gestalt sah sie traurig an und verschwand dann langsam, und mit ihm verschwand auch die mörderische Kälte. Kalt und immer noch lähmend vor Angst, aber jetzt allein, konnte Mira nur hilflos zusehen, wie ihre Welt, wie sie sie kannte, abbrach.
Sie wusste, dass sie eine Begegnung mit dem Übernatürlichen hatte. Sie fing an, die Kälte, die sie einst liebte, zu fürchten. Aber eine Frage klang in ihrem Kopf wider: Warum war der Geist so traurig? Was hatte ihn in die Kälte verbannt? Und war es die Kälte, die umarmt, oder war es das Wesen, verloren in seiner eisigen Qual?