Es war einmal eine Stadt, getaucht in ewigen Grautönen. In dieser Stadt lebte ein kleiner Junge namens Nikolaus. Er war bekannt als das Kind, das nie lachte. Woran es lag, konnte keiner genau sagen. Nicole, Nikos Mutter, versuchte verzweifelt, ein Lächeln auf die Lippen ihres geliebten Kindes zu zaubern, doch ihre Bemühungen waren erfolglos.
Als Nikolaus vier Jahre alt wurde, begannen sich seltsame Dinge zu ereignen. Sein unglaublich ernster und starre Blick schien noch intensiver, und es wurde zunehmend schwerer, ihn zu verstehen. Schwieriger noch – kleine bizarre Vorfälle begannen, das Leben der Menschen in seiner Umgebung zu stören. Dinge gingen verloren, elektrische Geräte begannen spontan zu funktionieren oder fielen aus, weiß gekleidete Gestalten wurden in der Nacht gesichtet und lautlos schwebend wurde der kleine Niko in seinem Zimmer entdeckt, seine Augen weit geöffnet und auf etwas fokussiert, das die anderen nicht sehen konnten. So intensiv und unergründlich dunkel war sein Blick, dass er die Erwachsenen und auch die anderen Kinder erschreckte.
Die Stadt verfiel in stillen Terror, und Nikolaus wurde zum Merkmal dieses Terrors. Niemand sprach mehr mit ihm oder wagte es, sich ihm zu nähern. Oft konnte man ihn allein im Park sitzen sehen, sein Blick starr auf das blattlose Geäst der Bäume gerichtet, als würde er etwas dort sehen, das jenseits des Sichtbereichs lag.
Eines Tages verschwand Nikolaus. Keine Nachricht, keine Spur von ihm. Seine Mutter war am Boden zerstört und die Stadt fühlte eine seltsame Mischung aus Erleichterung und Schuld. Doch die eigenartigen Dinge hörten nicht auf. Sie wurden schlimmer. Gestalten in weißen Gewändern schlichen nachts durch die Gassen, und ein schreckliches, markerschütterndes Kreischen hallte durch die leeren Straßen. Die Bewohner waren vereint in ihrer Angst und konnten die dunkle Präsenz, die ihre Stadt ergriffen hatte, nicht leugnen.
Monate vergingen. Die Schatten verdichteten sich. Die Menschen trauten sich kaum noch aus ihren Häusern. Dann kehrte Nikolaus plötzlich zurück. Aber er war nicht mehr der selbe. Der Junge, der nie lächelte, scheuchte nun die Dunkelheit fort. Mit ihm kamen Farben zurück in die Stadt. Die bleiche Inneneinrichtung blühte in kräftigen Farben und sogar der graue Himmel schien tiefer, leuchtender. Nikolaus sprach nicht über seine Abwesenheit. Er lächelte nicht, aber seine Augen waren nicht mehr so erschreckend dunkel und leer.
Es schien, als ob alles wieder normal wurde, bis zu dem Tag, an dem Nikolaus endlich lachte. Ein Lachen, so fremd und unnatürlich, dass es die Herzen der Menschen härter traf als jede seiner starren Blicke es je getan hatte. Es war kein Lachen der Freude. Es war ein schauriges, grauenhaftes Lachen, das die Bewohner mit einer neuen Welle des Terrors erfüllte.
Rätselhafte Symbole tauchten an den Wänden der Gebäude auf, und die Gestalten in weiß hatten jetzt verzerrte, hässliche und gesichtslose Masken. Sie jagten die Bewohner, zerrten sie in die Nacht und ließen sie in völliger Dunkelheit zurück. Nachts waren die schallenden Lacher von Nikolaus zu hören, die wie ein Albtraum über die nun wiederherbestellte Stadt der Farben wehten.
Keiner weiß, was wirklich mit Niko passiert ist. Keiner weiß, was seine Rolle bei all den beängstigenden Ereignissen war. Aber jeder weiß, dass das Lachen eines Kindes, das nie lachte, das schrecklichste Geräusch ist, das sie je hörten. Es war das Lachen des Terrors und es hallt bis heute in den Schluchten der einst grauen Stadt wider.