Lilly schaute auf die Bildschirmzeit ihres Handys und seufzte. Nie hätte sie gedacht, dass sie eine Bildschirmzeit von fast 10 Stunden pro Tag erreichen würde. Aber seit sie in die neue Stadt gezogen war, waren soziale Medien, Messaging-Apps und Videospiele zu ihren ständigen Begleitern geworden. Sie gab sich Mühe, sich in ihrem neuen Zuhause einzuleben, doch der ständige Blick auf den leuchtenden Bildschirm ließ ihren Kopf häufig schmerzen.
Eines Nachts, während sie sich in ihrem Bett wand, bemerkte sie eine ungewöhnliche Bewegung im Raum. Sie blickte von ihrem Handy auf und sah diffuses Licht gegen die Wand tanzen. Sie hielt inne, schaute sich um und erkannte, dass der Schatten aus ihrem Handy kam. Der Schatten hatte die Form einer Gestalt, einer menschlichen Silhouette, die sich im Raum bewegte. Der Schatten bewegte sich langsam, fast so, als würde jemand im Raum herumlaufen.
Erschrocken sprang Lilly aus dem Bett und schaltete das Licht an, doch der Schatten verschwand nicht. Sie beobachtete, wie sich die Gestalt weiterhin im Raum bewegte, unbeeinflusst vom plötzlichen Licht. Fasziniert und zugleich verängstigt versuchte sie, den Ursprung des Schattens zu finden. Sie nahm ihr Handy und bemerkte, dass die Bewegungen des Schattens mit denen der von ihr gesteuerten Figur im Videospiel synchron waren.
Lilly begann, sich Sorgen zu machen. War das Spiel verflucht? Oder spielte ihr Verstand ihr einen Streich wegen des Übermaßes an Bildschirmzeit? Sie zwang sich dazu, das Handy wegzulegen und versuchte zu schlafen. Doch die Anwesenheit des Schattens in ihrem Raum ließ sie nicht zur Ruhe kommen.
Die folgenden Tage verstrichen, doch der Schatten verschwand nicht. Tag für Tag, Nacht für Nacht, verfolgte sie die Gestalt in ihrem Zimmer. Sie versuchte, das Videospiel zu deinstallieren, doch merkwürdigerweise fehlte die Option auf ihrem Handy. Der Schatten hingegen wurde mit jeder fließenden Stunde ein Stück realer.
Im Laufe der Zeit bemerkte Lilly Veränderungen in ihrem Verhalten. Die ständige Anwesenheit des Schattens machte sie ängstlich und paranoid. Bald wurde ihr klar, dass sie gegen den digitalen Schatten kämpfen musste, bevor sie selbst zum Schatten ihrer einstigen Persönlichkeit wurde.
Eingeständnis ihrer Ängste, suchte sie nach Hilfe, scannend durch verschiedene Websites und Foren. Schließlich stieß sie auf eine Lösung. Anscheinend waren andere auch von ähnlichen digitalen Schatten heimgesucht worden. Sie musste eine digitale „Säuberungs“-App installieren, die all ihren digitalen Fußabdruck löschen würde, und damit auch den Schatten.
Verzweifelt startete sie die App und wartete darauf, dass der Prozess abgeschlossen wurde. Die folgenden Minuten waren die längsten in ihrem Leben. Als der Bildschirm endlich grün blinkte und „Säuberung abgeschlossen“ anzeigte, atmete sie auf. Der Schatten verschwand allmählich und letzten Endes war ihr Zimmer wieder frei von der ständigen dunklen Präsenz.
Lilly legte sich schlafen, ohne Angst vor dem Schatten, der ihr Leben beeinträchtigt hatte. Aber die Befreiung von ihrem digitalen Schatten hat ihre Gedankenwelt verändert. Sie verstand jetzt, wie die Welt sich an sie klammerte, jeden Tastendruck, jede Nachricht und jeden Bildschirmabdruck festhielt. Sie fragte sich, wie viele andere digitale Schatten noch da draußen waren, ihre ungewollten Begleiter, kämpfend um Aufmerksamkeit in ihrer unendlichen digitalen Existenz.