Die Straße war dunkel, nur spärlich beleuchtet von den gelblichen Laternen, die mit ihren schwachen Glühbirnen unnatürlich flackerten. Die ganze Nachbarschaft war bereits vom Schlaf umhüllt, lediglich ein einsames Haus am Ende der Straße strahlte noch Licht aus. Es gehörte Lisa, einer einfallsreichen Teenagerin, die gerade im kalten Glanz ihres smarten Bildschirms versunken war.
In der Distanz erklang ein dumpfes Klopfen. Lisa hob den Blick von ihrem Bildschirm. Ihr Atem stoppte für einen Moment und ihre Augen verengten sich misstrauisch. Doch sie tat es als einen weiteren nächtlichen Schatten ab und kehrte zu ihrer Arbeit zurück.
Das Klopfen wiederholte sich diesmal lauter und nachdrücklicher. Ihre Finger, die zuvor noch zuversichtlich die Tasten bearbeitet hatten, verharrten in der Luft. Sie stand auf, schaute aus dem Fenster und versuchte, die Dunkelheit zu durchdringen.
Unten auf der Straße standen sie – drei zwielichtige Gestalten, verhüllt in dunklen Kapuzenmänteln. Ihre Gesichter waren unsichtbar, und jede Bewegung war von einem unheilbringenden Schatten begleitet. Sie standen still, starrten einfach nur auf Lisas Haus.
Lisa griff nach ihrem Handy, bereit, den Notruf zu wählen. Ihr Herz pochte heftig gegen ihre Brust, als der dunkle Besuch plötzlich anfing, sich zu bewegen und zielsicher in ihre Richtung ging. Sie hatten sie bemerkt.
Bevor sie die dreistellige Nummer in ihr Telefon tippen konnte, gingen alle Lichter aus und tauchten sie in völlige Dunkelheit. Ihre Atmung wurde flach, ihre Gedanken wirbelten herum, inmitten der fast greifbaren Dunkelheit.
Das nächste, was sie hörte, war der schlimmste Albtraum, den sie sich hätte vorstellen können. Die Verriegelung ihrer Haustür öffnete sich langsam, knarrend in der stillen Nacht. Sie wollten herein, sie waren fast da.
Mit letzter Kraft versteckte sie sich unter ihrem Schreibtisch, das Handy noch immer in ihrer zitternden Hand. Jeder Atemzug brannte in ihrer Lunge, während sie die Dunkelheit, die Schritte, und die wachsende Angst lernte.
Gerade als sie dachte, dieses beängstigende Warten könnte nicht schlimmer werden, hörte sie ein Flüstern: „Bist du wach, Lisa?“. Die Stimme schnitt durch die Stille, kalt und resonant. Lisa erstarrte. Sie wussten ihren Namen.
Das Flüstern wiederholte sich, lauter diesmal, näher. Die Gestalten waren im Raum, sie konnten sie spüren. „Lisa, hast du Angst?“ Das Flüstern war jetzt ein Raunen, und es füllte den ganzen Raum, drang in Lisas Ohren, kroch unter ihre Haut.
Es verging keine Minute und das Licht war wieder da. Sie blinzelte gegen das grelle Licht und schaute vorsichtig um den Schreibtisch herum. Ihr Schlafzimmer war leer. Keine Spur von Eindringlingen. Keine offene Tür. Kein Flüstern mehr. Alles war still und friedlich, als ob der Horror der letzten Minuten nie existiert hätte.
Entsetzt öffnete sie ihr Handy, das immer noch in ihrer verkrampften Hand lag. Auf dem Bildschirm leuchtete eine neue Nachricht auf. Sie stammte von einer unbekannten Nummer: „Hast du Angst, Lisa? Wir sehen uns morgen wieder.“