Als Ethan aufwachte, spürte er, dass etwas anders war. Es war eine schwere, beißende Kälte, die ihm durch Mark und Bein ging. Er blinzelte, aber um ihn herum war nur Dunkelheit. Wo waren die kleinen Lichtsprenkel seiner digitalen Weckeranzeige, das sanfte Glimmen des Nachthimmels durch das Fenster?
Er tastete nach der Lampe auf seinem Nachttisch, aber seine Hand griff ins Leere. Verwirrt, erhob er sich, spürte unter seinen Füßen etwas Kühles, Hartes. Scherben. Einen Augenblick lang dachte er, dass es Glas war, aber als er sich näher fühlte, waren sie flacher, rauer – keramisch.
Mühsam sammelte er die Scherben auf, versuchte, sie zusammenzufügen. Einige fügten sich zusammen, um ein Fragment von etwas Bildhaftem zu bilden, einen Teil eines Gesichts, das er nicht erkennen konnte. Hier eine Nase, dort ein Auge, die Konturen eines Mundes. Es war, als würde er ein Puzzle aus fehlenden Teilen zusammensetzen.
Dann hörte er ein Geräusch. Ein leises Ächzen, das von irgendwo herkam. Taumelnd stand Ethan auf und versuchte, dem Geräusch zu folgen. Es führte ihn zur Tür seines Schlafzimmers, die nun einen schmalen Lichtstreifen unter dem Türspalt zeigte. Er zog sie auf und trat hinaus in die Flur.
Das Licht kam von einem der anderen Zimmer. Es war schwach und flackerte, als ob es gleich ausgehen würde. Ethan näherte sich, sein Herz pochte. Als er die Zimmertür aufstieß, kam das Ächzen lauter. Und es war nicht nur ein Ächzen, es war auch ein Flüstern – unverständliche Worte, geflüstert in einer Sprache, die er nicht kannte.
Das Zimmer war fast leer, bis auf einen alten Schaukelstuhl in der Mitte, der sich knarrend hin und her bewegte. Darauf saß der Umriss einer Frau, ihr Kopf gesenkt, ihr Körper von Schatten umhüllt. In ihren Händen hielt sie ein Porzellanobjekt, eine Maske der Art, wie sie in alten Dramen verwendet wurde. Sie beugte sich vor und legte die Maske auf.
Überraschung und Entsetzen ergriff Ethan, als er das Gesicht auf der Maske erkannte. Es war sein Gesicht. Jede Linie, jedes Merkmal, jede Nuance perfekt eingefangen. Als die Figur die Maske auflegte, hob sie den Kopf, und dass ihr Blick ihn traf, fühlte Ethan eine lähmende Kälte durch seine Adern schießen.
Die Figur stand auf und näherte sich ihm. Sie streckte die Hand aus und berührte seine Wange, ihre Berührung war eiskalt. Sie flüsterte wieder, dieses Mal verstand er sie. „Du bist nicht da“, sagte sie immer wieder.
Ethan zog sich zurück, stieß einen Schrei aus und rannte zurück in sein Schlafzimmer. Er stürzte hinein und schloss die Tür. Aber als er sich umdrehte, war es nicht mehr sein Schlafzimmer. Es war das gleiche leere Zimmer, mit dem gleichen flackernden Licht, dem gleichen bizarren Schaukelstuhl. Und die Frau war wieder da, mit seiner Maske.
Seine Gedanken rasten. Was ist real? Wer bin ich? Bin ich hier oder nicht? Fragen über Fragen und keine Antworten. Die Frau mit der Maske senkte einmal mehr ihren Blick auf ihn und flüsterte wieder die Worte: „Du bist nicht da“.