Die Digitalkamera eines jeden Teenagers ist heutzutage leistungsfähiger als die professionellen Kameras früherer Zeiten. Matt, ein sechzehnjähriger YouTuber und Hobby-Fotograf, fand seine Lieblingsbeschäftigung darin, die verborgenen Schönheiten urbaner Ruinen aufzudecken. An diesem Abend hatte er sich vorgenommen, die alte Brennan-Villa in der Vorstadt zu erkunden.
Die Brennan-Villa war bekannt für ihre morbide Ausstrahlung und die unzähligen Geistergeschichten, die sich darum rankten. Matt war jedoch skeptisch und wollte mit seinen eigenen Augen sehen, ob diese Gruselgeschichten wahr waren oder nicht.
Während er vorsichtig in die Villa eintrat, begann das unheimliche Gefühl, die Stille, die Dunkelheit und der Modergeruch der verfallenen Villa bereits schwer auf seinen Schultern zu lasten. Er drückte den Play-Knopf seiner Kamera und begann, jeden Winkel der Villa zu erfassen. Während er auf den verwackelten Bildschirm seiner Kamera starrte, begannen sich im flackernden Licht seiner Taschenlampe amorph erscheinende Figuren zu bilden.
Matts Herz begann schneller zu schlagen als er düstere menschenähnliche Schatten zwischen den dunklen Ecken der Villa flackern sah. Entsetzt realisierte er, dass seine Kamera etwas aufnahm, was seine Augen nicht sehen konnten – Schatten, die verdächtig nach Menschen aussahen, obwohl niemand da war.
Matt atmete tief durch und entschloss sich, weiterzumachen. Er trat in den alten Ballsaal ein, ein Raum mit hohen Decken und vergilbten Tapeten, in dem das Knarren alter Dielen unter seinen Füßen widerhallte. Auf der Kamera tauchten mehr Schatten auf – sie bewegten sich, tanzten. Sein Herz hämmerte gegen seine Rippen, als er realisierte, dass er mitten in einem Phantom-Bankett gelandet sein könnte.
Er drehte die Kamera um und blickte Richtung Eingang, und da sah er ihn – den Schatten, der sich auf ihn zubewegte, größer und dunkler als alle anderen bisherigen. Seine Gestalt war ein wogender, undurchdringlicher Schleier über dem Bildschirm seiner Kamera. Angst schoss durch seine Adern, er wollte fliehen, aber eine unsichtbare Kraft hielt ihn fest.
Der Tablett-PC blinkte plötzlich auf und spielte eine alte Nachricht seines Freundes ab: „Pass auf dich auf, Matt. Es gibt keinen Schutz vor den Schattenjägern. Sie fangen die Geister ein und lassen die Lebenden nie entkommen. Du hast eine solche Energie, sie könnten dich als nächstes ins Visier nehmen!“
Aber es war zu spät für Warnungen. Als er aufblickte, verschluckten die dunklen Arme des Schattenjägers die Linse der Kamera. Matt schrie, doch in der Villa hallte nur das Lachen des Schattenjägers wider.
Die Kamera fiel zu Boden und erfasste einen letzten Blick auf Matts verzerrtes und verängstigtes Gesicht, bevor sie mit einem finalen Klirren erlosch. Die Villa kehrte zur dunklen Stille zurück, während der Schattenjäger seine neueste Beute einholte.
Und Matts Video? Es wurde einige Tage später auf seinem YouTube-Kanal gefunden. Alle Zuschauer waren geschockt und verängstigt von dem, was sie gesehen hatten. Keiner konnte sagen, ob es sich dabei um einen cleveren Trick handelte oder um die erschreckende Realität. Aber alle, die es sahen, blickten fortan besorgt auf die Schatten, denn was, wenn die Schatten uns beobachten und auf den richtigen Moment warten, um uns einzufangen?
