jeden Tag eine Geschichte
Nebelschwaden der Verdammnis

Nebelschwaden der Verdammnis

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Etwa um Mitternacht, wenn die Welt in Dunkelheit taucht und keine Seele mehr wach ist, beginnen sie zu kommen. Leise, kaum merklich, entsteigen sie dem Asphalt und winden sich himmelwärts, wie unheimliche Phantome in der Nacht – die Nebelschwaden der Verdammnis.

Das erste Mal sah ich sie, als ich nachts einsam durch die Straßen meiner Heimatstadt schlurfte. Ein rabenschwarzer, beinahe undurchdringlicher Nebel kroch langsam aus den manhole covers, aus den Kanaldeckeln, und brach sich seine Bahn in den sternenklaren Nachthimmel.

Ich wollte fliehen, rennen, der unwirklichen Erscheinung entkommen, doch meine Füße versagten mir den Dienst. Ich stand still, mein Herzschlag pochte in meinen Ohren, während ich die erdrückende Stille der Nacht durchbrach, um meine Freundin Lizzy anzurufen.

„Lizzy… du musst jetzt rauskommen. Schau dir das an!“ sagte ich atemlos ins Telefon. „Was meinst du?“ Ihre Stimme klang schläfrig und verwirrt. „Der Nebel! Schaust du gerade aus dem Fenster?“

„Mark, geh schlafen. Es ist Mitten in der Nacht und Nebel ist nichts Ungewöhnliches bei unserer Wetterlage. Es ist wohl zu viel Netflix für heute Abend, geh schlafen.“

Aber ich wusste, dass es nicht normal war. Etwas war anders an diesem Nebel, etwas, das mich tief in meinem Innersten erfrieren ließ. Seine dunkle Präsenz schien die ganze Stadt zu bedecken und ein Gefühl der Hoffnungslosigkeit zu verbreiten.

In den darauffolgenden Nächten wurde das Phänomen schlimmer. Der Nebel breitete sich nun in der ganzen Stadt aus. Die Straßen erschienen verlassen, die Lichter der Straßenlaternen gaben nur noch ein schwaches Glimmen ab. Der Geruch von Verderben lag in der Luft.

Ein unausgesprochenes Unbehagen legte sich über die Bewohner der Stadt. Manche Tiere verschwanden und wurden nie wieder gesehen. Und dann verschwanden auch Menschen. Nachts, wenn sich der Nebel ausbreitete. Die Polizei stand vor einem Rätsel. Niemand wusste, was vor sich ging.

Ich wusste, was es war. Es war der Nebel. Und ich wusste, er würde mich als nächstes nehmen. Ich konnte es in meinem Innersten spüren. Und tatsächlich, an jenem schicksalhaften Abend, stand ich wieder alleine auf der Straße. Der Nebel kam, schlug um meine Beine, umschling meine Hüfte und stieg langsam höher und höher.

Ich konnte spüren, wie er mich einzog, wie er an meiner Lebenskraft zehrte. Doch ich konnte nichts tun, ich war gelähmt, zu Tode erschrocken. Und dann geschah es… alles wurde dunkel.

Als ich wieder zu mir kam, war es Morgen. Ich lag auf dem eiskalten Asphalt. Doch irgendetwas an mir war anders. Ich konnte es fühlen. Es war, als ob jemand anders in mir wohnte. Meine Augen sahen anders aus, als würde ein dunkler Schatten auf ihnen liegen.

Und dann verstand ich. Es war nicht der Nebel, der die Menschen verschwinden ließ. Es war der Nebel, der die Menschen veränderte. Erzogene sie ins Dunkle, in die Verdammnis. Und ich war der Nächste. Ein Teil von ihm. Ein Teil des Nebels, der Verdammnis.

Von da an ging es bergab. Meine Freunde, meine Familie, sie alle erkannten mich nicht mehr. Ich war ein Fremder in meinem eigenen Körper. Und wie viele andere vor mir, begann auch ich, in den einsamen Nächten, in dem Dunkel der Nacht, in den Nebelschwaden zu verschwinden. Verdammnis…

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