jeden Tag eine Geschichte
Grauen des Morgengrauens

Grauen des Morgengrauens

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Es war ein einfacher Freitagmorgen, als der Wecker von Luke pünktlich um 6:45 Uhr klingelte. Luke war kein Morgenmensch, aber seine Arbeit als Softwareentwickler erforderte, dass er früh aufstand. Er blinzelte gegen das fahle Morgenlicht, das durch seine Schlafzimmerfenster seine Augen stach. Nichts ließ auf das bevorstehende Grauen schließen.

Langsam saß er auf und streckte sich. Es war ein ganz normaler Tag. Ein äußerst normaler Tag. Er ging ins Badezimmer, putzte seine Zähne und machte sich für die Arbeit bereit. Es war, als hätte die Routine des Alltags eine beruhigende Monotonie, eine, die der Wahnsinn des Kommenden herausforderte.

Im Wohnbereich schaltete er seinen Laptop ein und während er seine Mails überprüfte, beobachtete er mit halbem Auge die Nachrichten auf dem Fernseher. Es gab immer irgendeine neue Schreckensmeldung. Ein Serienmörder auf der Flucht hier, eine vermehrt auftretende mysteriöse Krankheit dort. Manchmal fühlte sich die Realität gruseliger an als jede Fiktion.

Als er sich seinen Kaffee einschenkte, bemerkte er etwas Eigenartiges. Der Silberne Mond, der neben der Sonne am Himmel hing. Das ist nicht normal. Das kann nicht sein. Tatsächlich war der Morgen alles andere als normal geworden. Aber es war zu absurd, um Angst hervorzurufen. Stattdessen fühlte er nur eine bizarre Neugier.

Es schien niemanden zu beeinflussen, nicht einmal die Nachrichtenstationen schienen es zu beachten. Aber es war da. Seine Präsenz in der düsteren Morgendämmerung war unverkennbar. Er schüttelte fasziniert den Kopf und nahm seinen Kaffee, während er zum Fenster ging.

Plötzlich hörte er ein statisches Knistern aus dem Fernseher. Die Nachrichtensendung wurde durch eine verschneite, statische Leere ersetzt. Der Bildschirm seines Laptops flackerte und schaltete sich aus. Die Lichter im Zimmer flackerten und gingen ebenfalls aus, und sein Blick wurde auf den Fensterrahmen gelenkt.

Als sein Auge sich an das plötzliche Dunkel gewöhnt hatte, sah er etwas vor dem Fenster. Eine schattenhafte Gestalt stand dort, eins mit der mitternächtlichen Dunkelheit, die jetzt das Haus einhüllte. Ihr silbrig leuchtender Blick durchbohrte die Dunkelheit und knüpfte Kontakt mit seinem. In diesem Moment verstand er. Das Grauen war kein Fremder mehr. Es hatte seinen Namen gerufen.

Ein kalter Schauer lief ihm den Rücken herunter. Hätte er doch bloß auf das bevorstehende Grauen geachtet. Hätte er doch bloß bemerkt, dass die Welt aus den Fugen geraten war. Doch jetzt war es zu spät. Nun war er Teil dieses Grauens, das ihn in seine kalte Umarmung gezogen hatte.

Luke wurde Kreidebleich und seine Haut begann sich zu klammern. Jede Haarsträhne auf seiner Stirn stand pappte vor Angstschweiß an seiner Stirn. War das sein Ende oder war es nur der Anfang vom tiefen, unendlichen Abgrund des Grauens, das ihn verfolgen würde?

Die Welt um ihn herum begann zu verschwimmen und er fiel, fiel in ein dunkles Loch, das ihn verschlang. Dann war alles still. Alles außer dem leisen Flüstern des Morgengrauens, das niemals war, was es zu sein schien.

Die beängstigende Frage blieb jedoch: Werden Sie, beim nächsten Morgengrauen, dem Grauen in die Augen schauen?

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