Julie lebte alleine in einem kleinen Stadthaus am Rande der Stadt. Jeden Morgen wachte sie mit dem ersten Licht auf und der Tag begann. Es war eine Routine, die sie liebte und die sie ruhig und gelassen durch den Tag führte. Aber eines Tages brach etwas diese Ruhe.
Es passierte an einem Donnerstag. Julie wachte auf, sah auf die Uhr und stellte verwundert fest, dass es schon 8 Uhr morgens war, aber es war draußen immer noch dunkel. Der sonst so helle Himmel war von einer tiefen Dunkelheit verschluckt worden. Es war keine normale Dunkelheit, es war beinahe unnatürlich finster. Man konnte nicht einmal die Hand vor Augen sehen.
Julie schüttelte den Schlaf ab und ging zum Fenster, vielleicht spielte ihr die frühe Stunde einen Streich. Aber nein, draußen war es tatsächlich pechschwarz. In ihrer Verwunderung schaltete sie den Fernseher an, um die Nachrichten zu sehen. Vielleicht war es eine Art Sturm oder eine Sonnenfinsternis. Doch auf allen Kanälen war nur der gleiche Notfallhinweis zu sehen: „Bleiben Sie drinnen. Verlassen Sie niemals Ihr Zuhause. Warten Sie auf weitere Anweisungen.”
Julie saß da, im tiefsten Dunkeln, lediglich durch das flackernde Licht des Fernsehers. Die Stunden vergingen, die Dunkelheit blieb. Sie versuchte, ihre Freunde anzurufen, doch auf der Leitung herrschte nur Stille. Das einzige, was sie hören konnte, war ihr eigener Atem und das dumpfe Pochen ihres Herzens. Sie fühlte sich wie in einem Albtraum, aus dem sie nicht aufwachen konnte.
Nach einer Ewigkeit brach das Licht durch die Dunkelheit. Der Himmel wurde wieder blau, die Vögel fingen an zu zwitschern, alles wirkte wie gewohnt. Julie atmete auf. Endlich, das war vorbei. Sie versuchte erneut, ihr Handy zu benutzen und war erleichtert, ihre Freundin Lisa am anderen Ende der Leitung zu hören. Doch was sie sagte, ließ Julies Blut in den Adern gefrieren.
„Julie, es ist immer noch 8 Uhr morgens, wir haben erst Donnerstag, die Dunkelheit ist noch nicht vorbei.“
Julie blickte aus dem Fenster, auf den klaren blauen Himmel und die Menschen, die ihre tägliche Routine fortsetzten. Doch irgendetwas stimmte nicht. Jeder, der draußen war, schien eingefroren zu sein. Sie bewegten sich nicht, sie atmeten nicht, sie blinzelten nicht. Es war, als hätte jemand auf Pause gedrückt.
Jetzt sitzt sie da, hinter den Vorhängen ihres Stadthauses, beobachtet die eingefrorene Welt und wartet darauf, dass die Dunkelheit endet. Sie weiß nicht, was passiert ist oder was passieren wird, aber eins ist sicher: Sobald die Dunkelheit endet, endet auch die Zeit.