jeden Tag eine Geschichte
Geheimnisvolles Echo

Geheimnisvolles Echo

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Eine junge Frau namens Tessa zog in ein altes, pittoreskes Einfamilienhaus am Rand der Stadt. Der Charme des alten Gebäudes hatte sie sofort verzaubert. Doch was sie nicht wusste: Das Haus barg ein dunkles Geheimnis.

Kurz nach ihrem Einzug hörte sie in den stillen nächtlichen Stunden ein leises Echo. Es kam immer gegen Mitternacht, als flüstere jemand leise Geschichten in die Dunkelheit. Es war nie so laut, dass man es deutlich hören konnte, aber es war jederzeit da, beständig und unerbittlich. Tessa schrieb es der alten Bauweise und ihren funkelnden Phantasien zu.

Aber das Echo gab keine Ruhe. Es wurde stärker, deutlicher. Bald konnte Tessa Gespräche ausmachen, geflüsterte Diskussionen über Dinge, die sie nicht verstand. Es klangen wie Stimmen aus einer anderen Zeit, einer anderen Welt.

Eines Nachts beschloss Tessa, dem Echo zu folgen. Sie steckte eine Taschenlampe in die Tasche, zog sich warm an und machte sich auf den Weg. Die Geräusche, die sich zuerst wie ein leises Zirpen in ihrem Ohr anführten, wurden immer lauter, während sie den Korridor entlang lief. Schließlich führten sie sie zu einer kleinen, alten Tür im Keller des Hauses – eine Tür, die sie bisher übersehen hatte.

Als sie die Tür öffnete, betrat sie einen dunklen Raum, der von einem schwachen, bläulichen Licht erfüllt wurde. Und da, mitten im Raum, stand eine alte Grammophon. Es spielte eine antike Aufnahme, zu alt und zu abgenutzt, um die Worte zu verstehen. Tessa fühlte eine eisige Kälte durch ihre Knochen fahren, als sie verstand. Das Echo, es kam von hier.

Sie machte einen Schritt auf das Grammophon zu und streckte ihre Hand aus, um es zu stoppen. Aber bevor sie es erreichte, hob sich der Arm des Grammophons von selbst und das Gerät stoppte. Plötzlich war es still. Komplett still. Doch im Augenblick als sie nach Luft schnappte, erstarb das blaue Licht und ließ sie in Finsternis.

Zu Tode erschrocken rannte Tessa aus dem Raum, die Kellertür knallte hinter ihr zu. Oben in ihrem Schlafzimmer angekommen, verbarrikadierte sie die Tür und hüllte sich in ihre Bettdecke. Aber die Stille blieb nicht lange. Ein leises Kratzen begann an ihrer Tür. Kratzen und Wispern.

Stumm vor Angst verbrachte sie die Nacht ohne Schlaf. Mit dem ersten Licht des Morgens hörte auch das Kratzen auf. Tessa brach die Barrikade ab und untersuchte das Haus. Es sah genauso aus wie immer. Die Kellertür war geschlossen und das Grammophon war verschwunden.

Mit jedem Sonnenuntergang begann das Echo erneut, immer heftiger und unheimlicher. Und Tessa wusste, sie würde nie wieder Ruhe finden. Das Echo des Grammophons war nun ihr stetiger Begleiter, eine düstere Melodie ihrer neuen einsamen Existenz.

Und so blieb sie allein. Allein mit den Geistern der Vergangenheit und dem geheimnisvollen Echo, das niemals Ruhe gab. In ihrem neuen Zuhause, das einst wie ein Traum schien, wurde Tessa zur Gefangenen der Whispering Walls – und die Wahrheit war da, für alle, die mutig genug waren zuzuhören.

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