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Geheimnisvolle Tiefen

Geheimnisvolle Tiefen

6

Es war ein gewöhnlicher Morgen, die Sonne schien hell durch Isabellas Schlafzimmerfenster, als ihr Handy klingelte. Bleich starrte sie auf den Bildschirm, das Symbol einer unbekannten App leuchtete auf. Sie war fasziniert und verängstigt zugleich und spürte einen kalten Schauer, der ihr über den Rücken lief. Sie klickte auf das Symbol und eine Karte öffnete sich, die zu einem Punkt in der Stadt zeigte.

Sie hatte die eigenartige App nie heruntergeladen und der Punkt auf der Karte war ihr unheimlich vertraut. Es war der verlassene Brunnen am Stadtrand, ein Ort mit unheimlichen Geschichten und ermordeten Geheimnissen. Sie war schon immer von dem Ort fasziniert gewesen, doch nie hatte sie sich getraut, ihn zu besuchen.

Isabella verließ ihr Haus, folgte dem Pfeil auf ihrem Handy und da war es – das alte Ziegelmauerwerk des Brunnens. Sie stand davor und starrte in die dunklen Tiefen. Ein kaum wahrnehmbares Flüstern drang aus der Dunkelheit empor. Sie nahm ihr Handy und leuchtete in den dunklen Schlund.

Ihr Atem stockte, als sie sah, was auf dem Bildschirm ihres Handys aufleuchtete. Sie sah ein Gesicht. Ein bleiches, verzerrtes Gesicht, das sie direkt ansah, Seine Augen lagen tief in ihren Höhlen und waren erfüllt von unerträglichem Schmerz und unaussprechlicher Trauer. Das Gesicht stöhnte und formte immer wieder dieselben Worte: „Retten Sie mich.“

Sie starrte auf das gespenstische Bild, das auf dem Gestein um sie herum tanzte. Fast hypnotisiert sah sie zu, wie es sich wiederholte, bis sie aufschrie und ihr Handy weg warf. In einem Anfall von Panik rannte sie weg von dem gespenstischen alten Brunnen und zurück in die Stadt.

Die Sonne war längst untergegangen als sie nach Hause kehrte. Sie sah noch einmal auf ihre Hand. Ihr Handy war nicht mehr da, doch die App war immer noch geöffnet und zeigte nun einen anderen Punkt auf der Karte. Es war jetzt ihr Haus.

Gefangen in Furcht, trat sie in ihr Haus und lief ins Schlafzimmer. Sie griff nach dem Spiegel auf ihrem Nachttisch und schaute hinein. Sie schrie erneut auf, als sie dasselbe gezeichnete Gesicht sah, das sie aus dem Brunnen starrte. Die gleichen Worte huschten über ihre Lippen in dem Spiegelbild. „Retten Sie mich.“

Ihre eigene Kehle war trocken vor Angst, als sie die Worte ihre Lippen formen sah. Sie war in einer großen Grauzone gefangen, die Realität und Fiktivität verschwimmen ließ. War das Gesicht eine verzerrte Reflexion ihrer eigenen gepeinigten Seele oder war es das Echo einer verschollenen Existenz, gefangen in den dunklen Tiefen des Brunnens?

Die Antwort darauf blieb ihr immer verwehrt, ebenso wie die Frage, warum und wie die mysteriöse App auf ihrem Handy erschienen war. Die einzig wahre Erkenntnis war, dass sie immer wieder in den Brunnen blickte, immer wieder auf diese unheimliche Karte starrte und das verzweifelte Flüstern hörte, das aus der Tiefe des Brunnens empor stieg. „Retten Sie mich.“

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