Das Haus war ein alter, verwitterter Kasten, der schon lange leer stand. Ihre Freunde hatten sie gewarnt. Sie sagten, dass dort Seltsame Geräusche und flackernde Lichter zu hören und sehen waren, doch Maya betrachtete sich als aufgeklärte junge Frau des 21. Jahrhunderts und hat keine Angst vor dem, was sie nicht sehen kann.
Mit jedem Schritt, der sie tiefer in das düster beleuchtete Inneren führte, pulsierte das Unbehagen in ihr. Die Luft war feucht und schimmlig, und die Wände waren von schwarz-grünen Schlieren überzogen. Sie zog ihr Smartphone heraus, schaltete die Taschenlampe an und begann mit ihrer Erkundung. Beim Durchsuchen des verlassenen Hauses stieß sie auf alltägliche Gegenstände, die von den ehemaligen Bewohnern zurückgelassen worden waren. Kaputtes Geschirr, gut gefüllte Bücherregale, Kinderzeichnungen und Flecken auf der Wand, die aussahen wie eingetrockneter Mörtel.
Als sie eine verdächtige Tür entdeckte, die anders aussah als die anderen, ließ ihre Neugierde sie die schweren Eisenriegel zur Seite schieben. Langsam öffnete sie die Tür, ein beißender Geruch nach faulen Eiern erfüllte den Raum. Düsternis und Stille empfingen sie. Plötzlich hörte sie in der Dunkelheit ein Flüstern. Es war kein Windhauch. Es war ganz klar ein menschliches Flüstern.
Ein kalter Schauer überkam sie. Sie musste mehr wissen. Festen Mutes ging sie weiter. Das Flüstern wurde lauter, und mit jedem Schritt schien es drohender und bedrohlicher zu werden. Sie konnte einzelne Worte ausmachen, jedoch konnte sie keinen Sinn aus ihnen ziehen. Das Haus war doch leer, warum hörte sie dann diese Geräusche?
Eine dunkle Aura erfüllte den nächsten Raum, es roch nach Schwefel und verbranntem Holz. In der Mitte stand ein riesiger, schwarzer Spiegel. Der Rahmen bestand aus einer Anordnung von in Holz geschnitzten, grotesken Masken. Es waren fünf Masken, alle mit weit aufgerissenen Augen und Mündern, als würde sie vor Entsetzen schreien.
Mit zittrigen Händen näherte Maya sich dem Spiegel und begutachtete ihn. Die Masken wirkten auf sie lebendig, so als würden sie jeden Moment hervorspringen und sie ergreifen.
Als sie in den Spiegel blickte, erschrak sie zutiefst. Dort sah sie nicht ihr Spiegelbild, sondern eine Finsternis, die zu flüstern schien. Die Worte wurden lauter und deutlicher, die Geräusche klangen mehr wie Schreie, als wie Flüstern. Lauter und lauter, bis ihr Kopf zu schmerzen begann. Sie versuchte wegzusehen, aber der Spiegel schien sie gefangen zu halten.
Plötzlich verstummte das Flüstern, der Raum wurde wieder still und der Spiegel begann zu zerbersten. Bevor sie reagieren konnte, wurde sie von einer unbekannten Kraft zurückgeworfen und verlor das Bewusstsein.
Als sie aufwachte, lag sie alleine in dem alten Haus. Der Spiegel war verschwunden und von dem flüsternden Flüstern war keine Spur. Nur ein kleiner Teil des zerbrochenen Spiegels lag auf dem Boden. Als sie hinsah, sah sie darin ihr eigenes Gesicht, aber von tiefen Rissen durchzogen.
War es ein Traum gewesen, oder hatte in der Dunkelheit wirklich etwas mit ihr geflüstert? Was für ein grausiges Geheimnis hielt das verlassene Haus bereit? Fragen, die man wohl niemals beantworten konnte.