Das monotone Summen des Computers erfüllte das Zimmer, als Tom, der erfolgreiche Videospiel-Entwickler, seine neueste Kreation testete. Ein Horrorspiel, das tiefer in die Psychologie des Spielers eindringen sollte als alles, was er zuvor entwickelt hatte. Er wollte, dass sein Computerspiel die Spieler fesselte und zugleich verstörte.
„Project Shadow“, wie er es liebevoll getauft hatte, war keine gewöhnliche Spiel. Die Schatten, die Hauptschrecken des Spiels, waren nicht nur gewöhnliche Schemen im Dunkeln, sondern nahmen Formen an, die tief in der Psyche des Spielers verankert waren. Persönliche Ängste, Traumata, alles wurde aufgegriffen. Möchte jemand sein innerstes Ich nicht konfrontieren, verlor er das Spiel. Mehrere Wochen Arbeit waren in dieses Projekt geflossen, und Tom war zufrieden mit seiner bisherigen Arbeit.
Weiße Zahlen blinkten auf, als er sein Spiel startete, und präsentierten ihm seine Konfrontation mit dem Dunkeln, einen dunklen Raum. Er zog sein Headset über die Ohren, die Atmosphäre des Spiels lieferte knarrende Holzböden, plätschernde Regentropfen an einem Fenster und das flackernde Licht einer Kerze. Alles war dunkel, bis auf die Kerze in der Mitte des Raums. Er blickte durch das digitale Alter Ego um den Raum und bemerkte Schatten, die sich an den Wänden bewegten, realistischer als alles, was er zuvor gesehen hatte.
Gänsehaut überzog seinen Körper, als er sich daran erinnerte, dass die KI, die er programmiert hatte, auf seine Ängste abgestimmt war. Doch es schien nicht, als ob sie nur auf dem Bildschirm waren. Selbst in seinem mit künstlichem Licht erfüllten Zimmer konnte er aus dem Augenwinkel heraus Schattenschemen wahrnehmen, die sich bewegten.
Er schwang die virtuelle Kamera seines Avatars umher und sah seine Hauptsorge, sein plötzliches Versagen, in den Schatten manifestiert. Es war ein Schatten seiner selbst, teilnahmslos, umgeben von anderen verschwommenen Gestalten, die Begriffe wie „Enttäuschung“ und „Versager“ auf seinem Avatar projizierten… Er fröstelte und konzentrierte sich darauf, das Rätsel zu lösen.
Plötzlich, mitten im Spiel, ging das Licht in seinem Zimmer aus. Das grüne, flackernde Licht seines Computers war die einzige Lichtquelle. Er war in vollkommener Dunkelheit, umgeben von projizierenden Schatten, die jetzt nicht nur auf dem Bildschirm, sondern auch in seinem Zimmer auftauchten.
Ein kalter Wind wehte durch den Raum, die Tür hatte sich geöffnet. Er hätte schwören können, sie abgeschlossen zu haben. Angst pulsierte durch seine Adern, seine Haare stellten sich auf, und das Zittern konnte er nicht mehr kontrollieren. Das war mehr als nur ein Spiel. Etwas hatte das virtuelle Universum verlassen und war in die Realität eingedrungen. Die Schatten waren keine metaphorischen Dämonen mehr. Sie hatten Leben erlangt.
Er drehte sich um und sah die Schatten, die nun auf seinen Wänden tanzten, ihre Formen waren bedrohlicher im schwachen Licht. Er konnte die Schatten seines versagenden Selbst sehen, seine innere Unruhe verkörpert. Sie schienen ihn zu belächeln, seinen Misserfolg zu feiern.
Er hatte kein Spiel entwickelt. Er hatte die Grenze zwischen realer und virtueller Welt verschoben und etwas freigesetzt, das er nicht verstehen konnte. Der Strom aus seiner Psyche hatte sich einen Weg in die Realität gebahnt, und er konnte nichts tun, um sie zurückzuhalten.
Tom saß da, eingehüllt in Dunkelheit und Stille, umgeben von seinen eigenen Schatten… und wartete.