jeden Tag eine Geschichte
Echo der Finsternis

Echo der Finsternis

1293

Vor Jahren war das Lowman’s Herrenhaus im Zentrum des kleinen Städtchens die Heimat der feinsten Gesellschaftstreffen. Jetzt stand es nur als ein stilles Echo seiner aufregenden Vergangenheit, ein Wachposten der Finsternis. Langsam nagte der Zahn der Zeit an seiner einst prachtvollen Fassade, die jetzt nur noch aus morschem Holz und bröckelndem Putz bestand.

Eines Nachts weckte Tom, ein 16-Jähriger Junge und berüchtigter für seinen Mut, seine jüngeren Freunde Jake und Hailey. Ausgerüstet mit Taschenlampen, inchens sie sich in das düstere Innere dieses gruseligen Herrenhauses vor.

„Es ist nur ein altes leckes Haus,“ flüsterte Tom, seine Stimme hatte einen heiseren und unsicheren Ton. Das Surren ihres eigenen Atems war das Einzige, was durch das dunkle Schweigen dröhnte, während sie den alten knarzenden Flur hinaufstiegen.

Plötzlich, eine Schattenfigur huschte in der Ecke ihres Auges, ein dumpfes Stöhnen in ihrem Ohr. Eine Kälte wie noch nie zuvor strich durch ihren Körper. Sie spürten etwas… etwas, das sie nie zuvor gefühlt hatten, das Gefühl, beobachtet zu werden.

Sie erreichten den obersten Stock, stießen eine klemmende Tür auf und betraten einen umfangreichen Raum. Ein riesiger Spiegel, dessen Glas fast schwarz war vor Staub und Schmutz, beherrschte den Raum. Versichert durch das Echo ihres Kummers, scherzte Tom: „Spiegel, Spiegel an der Wand, wer ist der Mutigste von uns allen?“ Sprachs‘ und wischte den Staub ab, der den Spiegel verzehrte.

Es passierte nichts, sie lachten und der Raum hallte von Hohn und Erleichterung. Doch während sie den Raum verließen, fing der Spiegel an zu flackern, ein verzerrtes Echo antwortete mit einer heiseren Stimme: „Du, Tom, aber bist du mutig genug, um alleine zu stehen?“

Unwissend und froh, dass sie das Haus unbeschadet hinter sich gelassen hatten, feierten sie ihr kleines Abenteuer. Doch Tom konnte nicht schlafen. Er fühlte eine anhaltende Präsenz, hörte Flüstern, flackernde Echos, die durch seine Gedanken rasten, es brachte ihn an die Grenze des Wahnsinns.

Drei Tage später wurde Tom vermisst gemeldet. Obwohl die Stadt nach ihm suchte, war nichts zu finden – kein Hinweis, keine Spur von dem Jungen. Jake und Hailey, durch Schuld und Sorge geplagt, kehrten in das Haus zurück und traten erneut in das Verschlagene Zimmer ein. Der Spiegel, der noch immer dominierte, war jetzt makellos sauber und zeigte eine sehr lebendige Reflexion. Mit zusammengebissenen Zähnen richtete Jake die Frage an den Spiegel: „Wo ist Tom?“

Das Echo beantwortete mit einem frostigen Lächeln, „Er ist hier, bei uns, im verlorenen Reich der Finsternis.“

Stunden später wurden Jake und Hailey weinend vor dem Haus gefunden. Sie behaupteten, Tom im Spiegel gesehen zu haben, sein Gesicht war voller Angst, er schrie, doch keine Geräusche kamen heraus. Die Bewohner des Städtchens schüttelten skeptisch den Kopf und schoben die Geschichte auf die schockbedingte Imagination der Kinder.

Aber keiner, der jemals das Spiegelzimmer betrat, konnte den anklagenden Blick, die stummen Schreie des gefangenen Toms ignorieren und das Echo in ihren Köpfen blieb zurück: „Bist du mutig genug, um alleine zu stehen?“

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