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Die Brücke zwischen den Welten

Die Brücke zwischen den Welten

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Beim nächtlichen Streifzug durch die außergewöhnliche Metropole stolperte Evan über eine versteckte Brücke, die San Francisco mit einer anderen Welt zu verbinden schien. Die Brücke erwies sich als altertümlich und zerfallen, ein Überbleibsel einer längst vergessenen Ära, versteckt im Schatten der glitzernden Wolkenkratzer und hektischen Straßen.

Ein schauerlicher, kühler Wind wehte über die Brücke und ließ Evans Haare zu Berge stehen. Er bemerkte seltsame Symbole, die in die verwitterten Steine eingeritzt waren. Sie pulsierten in einem morbiden Leuchten, das im Rhythmus seines Herzschlags zu flackern schien.

Doch etwas zog ihn an, eine unwiderstehliche Neugierde, die Verbotene und Gefährliche. Tief atmete er ein und überquerte mit vorsichtigen Schritten die Brücke.

Kaum war er am anderen Ende angekommen, kam ihm eine Welt entgegen, die alles andere als normal schien. Grausige Gestalten schlängelten sich durch die engen Gassen, während auf den Straßen der Schattenstadt unbeschreibliche Kreaturen spuktakuläre Duelle austragen. Die Gebäude waren hoch und spitz wie spitze Zähne, die in einen grimmigen Himmel ragten.

Plötzlich erwachte in Evan eine beängstigende Erkenntnis: Er war nicht allein. Aus dem Schatten einer nahen Gasse schälte sich eine Gestalt hervor. Ein hagerer Mann mit durchbohrenden Augen und einer Haut so weiß wie der Mond.

„Du solltest nicht hier sein“, warnte die Gestalt, ein eisiger Ton in seiner Stimme. Doch bevor Evan antworten konnte, war der Mann verschwunden, als ob er nie da gewesen wäre.

Verwirrt kehrte Evan zur Brücke zurück. Aber als seine Füße den ersten Stein berührten, spürte er einen eiskalten Ruck durch seinen Körper fahren. Die Symbole leuchteten jetzt grell, ihre pulsierende Energie förmlich schmerzhaft. Evan konnte nichts tun – er war wie festgenagelt.

Plötzlich tauchte die hagere Gestalt wieder auf, diesmal allerdings mit einer Gruppe schattenhafter Wesen. Sie schritten zügig auf Evan zu, doch bevor sie ihn erreichten, erschien aus dem Nichts eine zweite Gestalt. Sie trug ein altes, verwittertes Buch in den Händen und begann, in einer fremden Sprache zu rezitieren.

Als seine Worte auf die Brücke traf, zogen sich die eisigen Ketten, die Evan gefangen hielten, zurück und ermöglichten ihm die Flucht. Er rannte über die Brücke, als ob der Teufel selbst ihm auf den Fersen wäre. Doch als er an das andere Ende gelange, war er zurück in der Welt, die er kannte. Zurück in San Francisco.

Doch die Bilder der Schattenstadt und deren grausigen Bewohner verschwanden nicht aus seinem Kopf. Mit einem unbehaglichen Gefühl trottete Evan nach Hause. Die Brücke schien nicht nur eine physische Verbindung zwischen zwei Welten zu bilden, sondern sie schien auch in seinem Geist eine Verbindung zu einer dunkleren Realität geschaffen zu haben.

Und während Evan in seine Bettdecke gehüllt dasaß, starrte er in die Dunkelheit seines Zimmers. Die Schatten spielten an der Wand und in seinem Kopf spukten die Bilder der Unbekannten Welt, und er fragte sich, ob es noch mehr solcher Brücken gab. Verborgene Zugänge zu unbekannten Welten, die nur darauf warten, entdeckt und erforscht zu werden. Und ob jeder, der solch ein Portal durchschreitet, einen Teil davon unweigerlich mit sich nimmt.

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