Mike, ein begeisterter Wanderer, verbrachte seine freien Tage stets in den unersättlichen Tiefen der Waldgebiete, weit von dem Lärm und der Geschäftigkeit der Stadt entfernt. Doch dieser Tag sollte anders sein: er wollte einen neuen, unentdeckten Weg ausprobieren. Es war ein alter, mit Moos bewachsener Weg, so unauffällig, dass man beinahe darüber stolpern könnte. Er war nie davor durch diesen Pfad gegangen doch irgendetwas zog ihn an diesem Morgen hinein.
Während er tiefer in den Wald ging, nahm er eine seltsame Veränderung wahr. Die Bäume, die Pflanzen, die Erde; alles fühlte sich anders an. Es war wie das unangenehme Gefühl, beim Lesen eines Buches beobachtet zu werden. Paranoia, dachte er, und machte weiter.
Verstreute Lichtstrahlen brachen durch das dichte Blätterdach und beleuchteten das Labyrinth aus Bäumen und Gebüsch. Doch irgendwie starrten diese Bäume ihn an. Ihre Risse und Muster glichen den Ornamenten von unheimlichen Gesichtern, die ihn unergründlich musterten. Aber Bäume sind nur Bäume, versicherte er sich, und wanderte weiter ins Herz des Waldes.
Erst, als er die Sonne sich hinter den Bergen verstecken sah, bemerkte er, dass er sich verlaufen hatte. Kein zurückgetroffener Weg, kein erkennbares Licht. Aber noch zutiefst verstörend war, dass diese Gefühl der Beobachtung noch immer vorhanden war. Die Schatten der Bäume tanzten im fahlen Mondschein und schienen ihn zu umgarnen. Der Wald hatte sich verändert; Tiere flüchteten, das Rascheln des Laubes verstummte.
In der pechschwarzen Dunkelheit leuchteten plötzlich Augen auf. Zwei grüne, glühende Augen im Dickicht. Erst ein Paar, dann wurden es mehr, Dutzende, Hunderte, die ihn aus der Dunkelheit der Nacht anstarrten. Es war, als hätte der ganze Wald Augen bekommen und blickte jetzt auf ihn. Der Boden unter ihm vibrierte und die toten Blätter wurden in einer dämonischen Symphonie zum Leben erweckt. Der Wind sang ein Dutzend Stimmen nach und die Bäume schienen zu flüstern: „Du gehörst uns“.
Mike rannte. Er rannte, als wäre jeder Schritt sein letzter. Mit einem Prickeln auf der Haut und einem Herz, das ihm fast aus der Brust zu springen drohte, rannte er. Die Augen verfolgten ihn, die Bäume waren stille Zeugen seiner Flucht und die Dunkelheit schloss sich um ihn. Just in diesem Augenblick, als er glaubte, sein letztes Atemzug sei gekommen, erblickte er Licht.
Es war der Anbruch eines neuen Tages. Er fand sich am Rande des Waldes wieder, den Blick auf die vertrauten Straßen seiner Stadt gerichtet. Doch das Unbehagen, das ihn ergriffen hatte, blieb. Er sah den Waldrand entlang und sah es wieder… Die Augen, die aus dem Dämmerlicht heraus starrten. Heute jedoch, starrten sie mit einer verstörenden Warnung. Er wusste, er würde niemals wieder diesen Pfad betreten.
Der Wald hatte ihn gesehen, ihm seine dunkle Seite gezeigt und das unauslöschliche Siegel der Angst in sein Herz gebrannt. Und die Bäume – sie starrten noch immer. In die Stadt, in die Häuser, in die Fenster. Sie sahen alles und warteten. Wauf was sie warteten? Nur der Wald wusste es.