jeden Tag eine Geschichte
Der Pfad ins Vergessene

Der Pfad ins Vergessene

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Die Sonne verschwand und der Vollmond erhob sich am wolkenlosen Himmel. Unter seinen silbrigen Strahlen zeigte sich ein abgelegener Waldpfad, der scheinbar ins Nirgendwo führte. Ein junger Mann namens Leon, ein Stadtkind durch und durch, stand nun vor diesem unheimlichen Weg. Es war eine Mutprobe, die er seinen Freunden beweisen musste.

Als Leon den schmalen Durchgang betrat, umarmte ihn sofort ein düsterer Schatten. Jeder Schritt, den er auf den knirschenden Blättern tat, schien eigentümlich laut in der Stille der Nacht. In der Ferne heulte ein Wolf und so begann sein einsamer Spaziergang ins Unbekannte. Leon wusste, dieser Pfad wurde als „Der Pfad ins Vergessene“ bezeichnet, aber die genauen Einzelheiten waren ihm unbekannt.

Etwa eine Stunde in der Dunkelheit, begann in Leons Kopf eine eigenartige Melodie zu spielen, eine, die er noch nie zuvor gehört hatte. Sie war melodiös aber dennoch bedrohlich. Er versuchte es zu ignorieren, doch mit jedem Schritt wurde die Melodie stärkender und drängender.

Plötzlich stand er vor einer alten, verfallenen Hütte. Sie tauchte aus dem Nichts auf, versteckt im Dunkel der Waldnacht. Die Melodie in Leons Kopf war nun verschwunden und wurde durch ein flackerndes Licht aus der klapprigen Hütte ersetzt. Trotz der Eiseskälte, die ihn durchschüttelte, zwang ihn eine unsichtbare Kraft dazu, die Hütte zu betreten.

Im Inneren der Hütte fand Leon einen einsamen Stuhl, in dessen Mitte ein altes Amulett lag. Das Amulett glühte, und unter seinem Licht tanzten seltsame Schatten an den Wänden. Zögerlich nahm er das Amulett und spürte seine eiskalte Oberfläche durch seine Handschuhe hindurch. Plötzlich wurde sein Geist mit unzähligen düsteren Bildern überschwemmt. Bilder von Menschen, die er nie getroffen hatte, Orte, die er nie besucht hatte, und Ereignisse, die er niemals erlebt hatte.

Die Intensität der Bilder ließ ihn zu Boden fallen und seine Sinne scheinen von dem leuchtenden Amulett verschlungen zu werden. Leon wusste plötzlich, dass es die Erinnerungen derer waren, die vor ihm diesen Weg gegangen waren. Der Pfad ins Vergessene war nicht nur ein physischer Weg, sondern auch ein Weg in den Geist.

Der Morgen brach an und die Sonnenstrahlen fielen auf einen leeren Waldpfad. Nur die Abdrücke von Leons Stiefeln deuteten darauf hin, dass hier jemand gewesen war. Abgesehen davon, war alles andere verschwunden. Nur das fehlende Amulett in der Hütte blieb als Zeuge der schrecklichen Geisterstunde zurück.

Leon selbst war nirgendwo zu finden. Er war jetzt ein Teil des Pfads, seine Erinnerungen hinzugefügt zu den unzähligen anderen, die im eisigen Amulett gesperrt waren. Und so wartete der Pfad und das Amulett auf den nächsten Wanderer, bereit, eine weitere Seele ins Vergessene zu führen.

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