Sie unterbrach den Schwall ihrer Teenie-Sorgen, um ihren Snapchat-Feed zu analysieren. Ein sanftes Vibrieren von ihrem Smartphone beendete ihren Moment der Stille und zog ihre Aufmerksamkeit in Richtung des Bildschirms. Eine neue Benachrichtigung. „Sie haben eine neue Follower-Anfrage.“ Ihr Finger zögerte kurz, bevor sie voller Neugier auf die Anzeige tippte. Ein weißgetünchtes Profil mit dem Namen „DerLetzteKuss“. Sie überlegte kurz, entschied sich aber zum Akzeptieren. Eine bloße Laune der Neugierde. Nichts Ungewöhnliches.
Dann, am Abend, ein neuer Snap. Dunkle Gestalten, unscharf und gespenstisch, angedeutet durch einen einzigen Lichtschein. Der Letzte Kuss. Ihre Augen schlossen sich nur für einen Augenblick, gerade lange genug, um das Schaudern abzuschütteln, das ihren Rücken erklomm.
Tage vergingen und ihre Beklemmung verstärkte sich. Die Fotos wurden bedrohlicher, sie zeigten verschwommene, unerklärliche Gestalten, Schatten, die immer näher an die Kamera kamen. Ihre Nachrichten blieben unbeantwortet und ihre Follower nahmen ab. Die Angst war zu einem f von stummen Begleiter geworden.
In einer verlorenen Stunde, während sie daheim alleine war, betrat sie Instagram. Sie öffnete ihren Nachrichten-Ordner und fand eine Nachricht von DerLetzteKuss, „Schau das Neueste an.“ Eine neue Gänsehaut grub sich ihren Weg über ihren Rücken.
Ein Video, fünfzehn Sekunden lang. Es begann mit dem stummen Flattern einer Kerze, leise, fast zu ruhig. Ein Windhauch, vielleicht ein leisches Lachen im Hintergrund. Die Kamera schwenkte um, zeigte eine Tür, ihr Zuhause. Dann, knapp bevor das Video enden sollte, starb das Licht aus und ließ sie allein mit ihren Gedanken.
Sie versuchte zu rationalisieren, die Logik zu suchen, doch die Angst vernebelte den klaren Blick. Ihre Finger zitterten, als sie eine Nachricht eintippte, „Wer bist du?“ Sofortige Antwort. Zwei Worte, die sie tiefer in den Abgrund schickte. „Dein Schatten“.
Später, gegen Mitternacht, als sie in ihrem Bett lag und versuchte schlafend die bösen Gedanken zu verscheuchen, vibrierte ihr Handy auf dem Nachttisch. Sie griff danach, öffnete die Benachrichtigung und erfuhr den kalten, stechenden Schmerz der Furcht. Ein neues Bild.. ihre Schlafzimmertür, von innen fotografiert. Der Text, der das Bild begleitete: „Bist du sicher, dass du alleine bist?“
Mit einem Herzschlag, der so schnell schlug, dass es schmerzte, starrte sie auf die düstere Realität auf ihrem Bildschirm und dann zur Tür ihres Schlafzimmers. Sie war verriegelt, sicher. Sie war alleine. Oder doch nicht?
Das war das letzte, was man von ihr hörte. Ihre Eltern fanden am nächsten Morgen nur ihr leeres Zimmer vor. Das einzige Zeichen ihrer Existenz war ihr Handy, das leblos auf dem Teppich lag. Auf dem Bildschirm leuchtete eine letzte Nachricht. Ein Abschied; „Das Letzte Kuss“!