jeden Tag eine Geschichte
Das Lächeln der Madame Moriarty

Das Lächeln der Madame Moriarty

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Inmitten einer engen, düsteren Gasse in London, stand ein heruntergekommenes Antiquitätengeschäft, das „Madame Moriarty’s“. Es war bekannt für seine seltsamen und faszinierenden Artefakte. Der Besitzer, eine ältere Dame namens Madame Moriarty, war ein Rätsel für die Bewohner der Stadt. Trotz ihres fortgeschrittenen Alters war ihr Gesicht makellos, und sie hatte stets ein mysteriöses Lächeln auf den Lippen.

Die Leute kamen ins Geschäft, um Dinge zu finden, die sonst nirgends zu bekommen waren – alte Bücher, Kuriositäten, und sogar einige angeblich verfluchte Gegenstände. Madame Moriarty hatte für alles eine Geschichte und immer war dieses Lächeln auf ihrem Gesicht, während sie erzählte.

Eines Abends betrat ein junger Mann namens Sam das Geschäft. Er war neu in der Stadt und von der Faszination für das Übernatürliche angezogen worden. Er suchte nach einem speziellen Buch, das Madame Moriarty ihm freudig präsentierte. Als er bezahlen wollte, sah er das Lächeln auf ihrem Gesicht ein wenig zu genau.

Es war nicht das freundliche Lächeln einer alten Dame. Es hatte etwas Unheimliches, fast Dämonisches. Der Anblick ließ ihn erschaudern, doch er schob diese Gedanken beiseite, gab ihr das Geld und ging nach Hause, das Buch unter dem Arm.

In der folgenden Woche las Sam das Buch aufmerksam. Es handelte von alten Ritualen und dem Kontakt mit dem Jenseits. Er war von den Geschichten so fasziniert, dass er eines dieser Rituale durchzuführen beschloss.

In der tiefen Dunkelheit seiner Wohnung, bei dem Schein einer einzelnen Kerze, rief er beim Ritual die geisterhafte Präsenz herbei, dessen Name im Buch stand. Doch nichts passierte. Enttäuscht und etwas unheimlich berührt ging er ins Bett und schlief ein.

Mitten in der Nacht wachte Sam durch ein leises Kichern auf. Er öffnete langsam die Augen und sah die Silhouette einer Frau am Fußende seines Bettes stehen. Sie trug das gleiche Kleid wie Madame Moriarty und ihr Gesicht, von der Dunkelheit umhüllt, war kaum zu erkennen, nur ein Detail war klar – das unverwechselbare Lächeln.

Angst durchzog ihn. Er versuchte zu schreien, doch kein Ton kam aus seinem Mund. Die Figur erhob die Hand und deutete auf ihn. Sams Körper erstarrte vor Schreck. Er konnte sich nicht bewegen oder rufen. Alles, was er tun konnte, war in diese dunklen Augen und das gruselige Lächeln starren, bis er das Bewusstsein verlor.

Am nächsten Morgen wachte Sam benommen auf. Er konnte sich neben einem Alptraum an nichts erinnern. Als er bemerkte, dass das Buch fehlte, lief er zum Antiquitätengeschäft. Doch dort, wo es einst stand, war jetzt nur eine leere Stelle. Kein Schild, kein Geschäft… nur das lachende Gesicht von Madame Moriarty in seinem Kopf.

Und so wandelt er nun durch die Straßen, immer getrieben von dem gruseligen Lächeln der Madame Moriarty, das ihn in seinen Träumen verfolgt. Niemand wird jemals erfahren, was tatsächlich passiert ist. Nur Sam… und natürlich Madame Moriarty, die irgendwo in den Schatten wartet, immer mit ihrem unheimlichen Lächeln.

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