Icarus, von seinen Freunden stets Izzy genannt, war ein begnadeter Taucher aus Leidenschaft. Sein ganzes Wesen wurde von den Tiefen des Ozeans beherrscht. Geschichten vom Ungeheuerlichen aus dem Dunkel der Tiefe hielt er stets für Seemannsgarn, bis zu diesem einen Tag.
Die Crew hatte sich wieder einmal für ein Wracktauchen entschieden, die ‚Poseidon’s Fortune‘. Ein auf mysteriöse Weise verschollenes Frachtschiff, das man nur durch Zufall wiedergefunden hatte. Von dessen Deck aus hatte der Ozean für Izzy immer den Reiz des Unbekannten, des fast Unerreichbaren – bis zu dieser Tauchfahrt.
Sie sanken tiefer und tiefer, hinab in die kristallklare Dunkelheit des Ozeans. Alles lief wie geplant, bis Izzy einen dunklen Schatten im Augenwinkel bemerkte. Als er sich umdrehte, erblickte er, tief unten, ein nebulöses Gespenst, das sich auf unerklärliche Weise bewegte. Etwas Unnatürliches, fast Lebendiges schien da in der Dunkelheit zu lauern.
Trotz der Warnsignale, die seine Sinne aussandten, wurde Izzy von einer unerklärlichen Anziehungskraft in die Tiefe gezogen. Er entschied, allein weiter zu tauchen, das Geheimnis zu erkunden. Die Anderen blieb unschlüssig zurück, sendeten brüchige Funksignale aus, die er ignorierte.
Izzy folgte dem Schatten, je tiefer er tauchte, desto intensiver schien dieser zu pulsieren. Bis er schließlich vor einer gigantischen dunklen Masse stand, die aussah wie ein gespenstisch leuchtendes Artefakt. Ein Gefühl der Beklemmung überfiel ihn. Er hätte umkehren sollen, aber es war wie ein hypnotischer Bann, der ihn davon abhielt.
Als er näher ging und berührte das Unbekannte, geschah es: Eine Dunkelheit brach aus und zog ihn in eine schwarze Tiefe. Die Dunkelheit hatte ein Leben eigener Art. Sie pulsierte im Einklang mit seinem Herzschlag, sie sprach in brutalen Wellenschlägen, die seine Gedanken erstickten.
Letzte Erinnerungen von Izzy waren verstörende Visionen: schimmernde Schatten, die sich um ihn herum bewegten und ein Crescendo des Schreckens erzeugten. Sein Körper fühlte sich schwerelos an, sein Verstand taumelte am Rande des Wahnsinns. Dann wurde alles dunkel. Endgültig dunkel.
Jahre später: Taucher sprechen immer noch vom Schatten der ‚Poseidon’s Fortune‘, jeden mit Angst erfüllend, der davon hört. Doch niemand wagte es, den dunklen Geheimnissen der Tiefe auf den Grund zu gehen.
Eines bleibt jedoch klar. Ob menschgemacht, natürlich oder etwas völlig Unbekanntes – die Dunkelheit des Ozeans bleibt eine Skala der Ängste, eine dunkle Rätselkammer und ein Mahnmal für den unersättlichen menschlichen Drang, das Unbekannte zu erforschen.