In einer regnerischen Nacht sah Jake, der immer als Partytyp bekannt war, ein leeres Haus am Ende der Straße. Neugierige Überlegungen erfüllten sein Gehirn und er beschloss, es zu erkunden. Rostige Tore knarrten und der Wind wehte, es war ein perfekt unheimlicher Ort für ein Abenteuer.
Betritt man das Haus, bemerkt man sofort die knarrenden Holzböden, die gebrochenen Fenster und die Spinnweben, die in jeder Ecke hängen. Jake sah alte Familienfotos, die mit einer dicken Staubschicht bedeckt waren, und ein paar zerrissene Teddybären. Mit jedem Schritt, den er machte, war das Gefühl intensiver, dass er nicht alleine war.
Eine krächzende alte Stimme hallte durch die dunklen Korridore, „Verlassene Seelen, gefangen auf ewig, in der Dunkelheit…“ ängstigte Jake, doch er beschloss, weiterzuerkunden. Er folgte der Stimme und fand ein altes, kleines Zimmer, in dessen Zentrum ein mit Flecken bedeckter Spiegel stand.
Obwohl er verwirrt und erschrocken war, kam die Neugier zum Vorschein und er schaute in den Spiegel. Das Bild war nicht sein eigenes. Eine junge Frau mit einem blutroten Kleid und schwarzen, leeren Augen starrte zurück. Jake wagte es kaum zu atmen, als der Spiegel ein Portal wurde und die Frau ihre Hand nach ihm ausstreckte.
Er konnte ihren Eisgriff spüren, als sie sagte: „Heißt du wirklich willkommen in unserem verfluchten Heim?“ Verängstigt und schockiert, versuchte Jake zu fliehen, doch die Frau ließ ihn nicht los. Sie zog ihn immer tiefer hinein und seine Realität verschwamm mit ihrer Dunkelheit.
Aber gerade als er dachte, er würde in der Dunkelheit verschluckt, fand er in seinem Herzen Mut. Er riss sich los und das Bild verschwand. Alles wurde still, und für einen Moment dachte Jake, er hätte das Geschehene nur geträumt. Doch als er sich umdrehte, sah er das alte Zimmer voller Menschen in alten Klamotten, die blass wie Geister wirkten. Sie starrten mit leeren Augen auf ihn herab.
„Sie sind keine Geister,“ resümierte Jake in einem plötzlichen Klarheitsmoment. „Sie sind verlassene Seelen.“ Sobald er sich dessen bewusst wurde, schienen die Seelen Frieden zu finden. Sie lächelten sanft und lösten sich langsam auf, wobei sie das Freiheitsversprechen in ihren Augen trugen.
Jake verließ daraufhin fluchtartig das Haus, ohne noch einmal zurückzuschauen. Als er wieder auf der Straße stand, schloss das Tor des Hauses sich mit einem unnatürlich lauten Knall. Das Haus stand ruhig da, als wäre nichts passiert.
Von diesem Tag an nahm Jake nichts mehr als selbstverständlich hin und er erzählt die Geschichte von den verlassenen Seelen immer wieder weiter. Diejenigen, die es hören, spüren eine Gänsehaut, wie sie nur wahre Schauergeschichten hervorrufen können. Und manch einer flüstert, dass jedes Mal, wenn Jake die Geschichte erzählt, in dem leeren Haus ein Licht aufleuchtet. Als ob diese Seelen dort immer noch darauf warten, dass jemand ihre Geschichte hört.